Braunschweig. Was hält unsere Kolumnistin von Frankreichs neuester Verkehrssicherheitskampagne?

„Wie eine Frau fahren, bedeutet einzig und allein: am Leben bleiben.“ 
Kampagne des Vereins „Victimes et citoyens“ („Opfer und Bürger“)  

Im Boudoir meiner Frau Mama gibt es ein kleines Porträt. Es zeigt den legendären Star des französischen Kinos, Jean Gabin, mit Strohhut am Steuer eines Cabriolets und trägt den Titel „Es lebe die Freiheit, besonders meine.“

Auch hierzulande lassen wir uns hinsichtlich eigener Gewohnheiten und Entscheidungen nur ungern reinquatschen (Stichworte: Veggieday oder Waschlappen statt Dusche). Beim Autofahren hört der Spaß dann aber tatsächlich auf.

Darum fragte ich mich, als ich neulich in den unterirdischen Gängen der Pariser Métro vor einem Werbeplakat verweilte, wie jene Kampagne wohl in Deutschland ankäme: „Fahren Sie wie eine Frau!“, prangt dort auf dem Poster, das einen jungen Bärtigen lässig hinterm Lenkrad zeigt.

Nun glauben Sie mal nicht, in Frankreich gäbe es keine abgegrabbelten Klischees à la „Frau am Steuer, das wird teuer“. Die Fakten jedoch strafen derlei Machosprüche Lügen: Männer sind im Straßenverkehr auch bei unseren Nachbarn die deutlich größere Gefahr. Und für alle Neunmalklugen: Ja, das gilt auch pro gefahrenem Kilometer. Rund drei Viertel der Verkehrsunfalltoten und Schwerverletzten in Frankreich sind Männer. Vier von fünf entzogenen Führerscheinen gehören … genau: Männern!

Und zur Erinnerung: Die erste (unfallfreie) Überlandtour mit einem Automobil in der Geschichte der Menschheit wurde von einer Frau gefahren: Bertha Benz.