Na jedenfalls hatte ich auch eine Barbiepuppe: blond, gertenschlank, mit biegsamen Beinen und Haaren und einer Wahnsinnsgarderobe.

Ich weiß nicht, was meine Mutter mit meiner Barbie-Sammlung angestellt hat: Irgendwann waren meine Spielsachen aus unserem alten Keller verschwunden. Schade, mit einigen dieser quasi antiken Stücke hätte ich womöglich Horst Lichter verzückt und bei „Bares für Rares“ abgesahnt. Danke Mama! Na jedenfalls hatte ich auch eine Barbiepuppe: blond, gertenschlank, mit biegsamen Beinen und Haaren und einer Wahnsinnsgarderobe. Natürlich landete sie mit allem Zubehör irgendwann in einer ausgedienten Ariel-Tonne (oder war es Omo?), weil ich heranwuchs und Barbie einfach nur noch peinlich, dekadent und frauenfeindlich fand. Und nun kommen Regisseurin Greta Gerwig, Spielzeuggigant Mattel und der großartige Ryan Gosling als Ken daher mit ihrem rosaroten, äußerst unterhaltsamen Kinofilm und haben mich nach einer Stunde, vierundfünfzig Minuten fast so weit, dass ich in Barbie endlich die lange verkannte Frauenrechtlerin sehe. Sehr clever! Vor allem von Mattel! Als ich am Morgen nach dem Kinobesuch immer noch etwas benommen in einem Werbeprospekt blättere und das stilisierte Antlitz Frida Kahlos (2018 übrigens auch als Barbiepuppe aufgelegt) auf einem Toaster und einem Wasserkocher einer Discounter-Eigenmarke entdecke, verpufft die rosa Wolke mit einem dezenten Peng. Hallo!!! Die mexikanische Künstlerin, Kommunistin, Rebellin und Frauenstreiterin auf Küchengeräten, feministische Slogans auf T-Shirts, Bürotassen oder Stoffbeuteln, „Women’s empowerment“ als Aushängeschild für Heidi Klums GMTM-Quark und lukratives Betätigungsfeld für geschäftstüchtige Business-Coaches… Sag mal, wann genau ist Feminismus eigentlich zum rosaroten Marketing-Gag geworden?