Kaehlbrandt lobt die „Zusammensetzbarkeit“ von Begriffen am Beispiel des Wortes „Tierarztpraxis“. Leider fällt mir bei diesem Wort mein Hund ein.

Von Kaiser Karl V. ist das Bekenntnis überliefert, er spreche Italienisch mit seiner Geliebten und Deutsch mit seinen Pferden. Ich selbst halte es vollkommen anders. Ich spreche Deutsch mit meinen Freunden und Litauisch mit meinem Hund. „Nedelsdami ateik čia“ heißt zum Beispiel „Bitte komm sofort her!“ Ein schmeichelnd zu betonendes „Tu geras šuo“ bedeutet hingegen, er sei ja so ein braver Hund.

Weil ich hier ja immer so schrecklich offenherzig bin, gebe ich gleich zu, dass ich Zweifel habe, ob der Hund das versteht. Da es aber im Ergebnis keinen Unterschied macht, in welcher Sprache ohnehin nicht befolgte Befehle erteilt werden, erhasche ich so immerhin ein paar Fetzen einer Sprache, von der Wikipedia behauptet, sie sei „die (in vieler Hinsicht) konservativste lebende indogermanische Sprache“.

Die (in vieler Hinsicht) tollste lebende Sprache ist das Deutsche. Dies ist die Message, Pardon, äh: Entschuldigung, also die Botschaft eines Interviews mit dem Sprachwissenschaftler Roland Kaehlbrandt, das ich im Solinger Tageblatt entdeckt habe und in dem als abschreckendes Beispiel auch der doofe Spruch von Karl V. zitiert wird. Die deutsche Sprache sei auf alle Fälle „ein ausgezeichnetes hochdifferenziertes Denk- und Ausdrucksmittel“, meint Kaehlbrandt. Er lobt die logische „Zusammensetzbarkeit“ von Begriffen am Beispiel des Wortes „Tierarztpraxis“. Leider fällt mir bei diesem Wort schon wieder mein Hund ein. Und ich wage die Behauptung: Eine Stunde mit diesem Tierarztpraxiswartezimmernervenbündel an dem bewussten Ort ist auf gänzlich andere Weise, jedoch nicht weniger aufregend als die Italienisch-Nachhilfe für Karl V., den alten Lustmolch.