Es gab keinen Video-Schiedsrichter, sondern der Schiedsrichter verkaufte auch die Eintrittskarten.

Echt spannend war es, das Finale zur deutschen Fußballmeisterschaft. Ach jaaaaa, stöhnt nun die eine und ächzt der andere, das haben wir mitbekommen, da kannst du auch Eulen nach Athen tragen oder Tauben nach Dortmund oder Meisen nach München…

Aber nein, ich meine doch die allererste deutsche Fußballmeisterschaft. Deren Endspiel fand auf den Tag genau heute vor 120 Jahren statt. In Altona (damals noch selbständig) traten am 31. Mai 1903 der VfB Leipzig und der DFC Germania Prag (auch damals nicht Deutschland, jedoch mit einer Truppe deutscher Studenten am Start) gegeneinander an. Die Umstände waren etwas anders als heute. Es gab keinen Video-Schiedsrichter, sondern der Schiedsrichter verkaufte auch die Eintrittskarten. Es gab auch keine „Mixed Zone“, sondern das Spielfeld wurde durch Taue begrenzt. Die Zuschauerzahl schätzt man auf 800. Zunächst fehlte der Ball. Darum verzögerte sich der Anpfiff. Das war gut für einen Leipziger Spieler, der noch zur Schule ging und deshalb eigentlich zu spät dran war. Dann schoss Prag das erste Tor. Doch Leipzig wurde stärker und glich aus. Was die Gründe für die allgemein konstatierte „Ermattung“ der Prager angeht, schrieb das „Leipziger Tageblatt“ höflich: „Die Mannschaft hatte sich bei dem rasenden Tempo ausgepumpt.“

Oder bei etwas anderem? Diverse Chronisten schwören Stein und Bein, die lustigen Prager Studenten hätten sich in der Nacht vor dem Spiel auf der Reeperbahn verausgabt. Am Ende gewann Leipzig 7:2. Begeisterung, Ekstase, ewiger Ruhm? Nun ja, die Mannschaft soll in Sachsen freundlich empfangen worden sein. Von sechs Fans.