„Klebt an der Haut wie Wurstpelle.“

„Alles fließt und nichts bleibt.“
(Heraklit)

Ihr Gesicht spricht Bände... Wir befinden uns in der Abteilung für Herrenbekleidung: Die Jeans ist durch. Doch Ihre Frau reicht Ihnen ein neongrünes Polohemd in die Ankleide: „Hier Bärchen! Das ist fresh. Mal was ganz anderes.“ Was sie nicht begreift: Sie wollen gar nichts anderes. Schlimm genug, dass es Ihre Jeans in der alten Passform nicht mehr gibt. Sie hätten vor Jahren gleich fünf Stück davon kaufen sollen oder zehn oder so viele, dass es bis zum Ende reicht. Alles fließt. Alles in Bewegung. Transformation allenthalben. Da braucht der Mensch was Bleibendes. Warum drangsalieren uns Produktmanager ständig mit Neuem, gerade wenn man sich an ein Produkt gewöhnt hat? „Punica“-Fruchtsaft zum Beispiel oder „Wrigley’s“ Kaugummi-Steifen oder „Frufroo“-Quark. Weg! Aussortiert. Genau wie Ihre Jeans. Gibt’s nicht mehr. Heute ist überall Elastan drin. Klebt an der Haut wie Wurstpelle. Dann tragen Sie lieber gar keine Hose – oder die alte, bis sie abfällt. Aber da spielt Madame nicht mit. „So gehe ich nicht mit dir!“, hat Sie erst neulich wieder geschimpft. Vielleicht sollten Sie ihr mal verklickern, dass viele bedeutende Männer tagein, tagaus die gleichen Klamotten tragen: Mark Zuckerberg, stets im langärmligen Pullover, oder Barack Obama im hellblauen Hemd. Steve Jobs, im schwarzen Rolli, war auch so einer. Und natürlich Albert Einstein, immer im braunen Anzug. Hätte das Genie seine Zeit in der Ankleide vertrödelt, wär’s vermutlich nix geworden mit der Relativitätstheorie.