„Boah, nerv’ mich nicht!“

Neulich am benachbarten Kaffeehaustisch: „Hasimausi reichst du mir mal eben den Zucki, Schnucki?“ „Klärchen, mein Bärchen!“ Tja, die Sprache der Liebe treibt zuweilen seltsame Blüten. Da sollten wir uns als Außenstehende auf keinen Fall einmischen. Denn auch wenn Paare sich untereinander tierische Kosenamen zuraunen, sich die Tonlage infantil anmutender Dialoge in schwindelerregende Höhen tiriliert, ist das erstens Privatsache und soll sich zweitens positiv auf Beziehung und Wohlbefinden auswirken. Das behauptet jedenfalls die belgische Sexologin Audrey Aerens, die in ihrer Studie für die Katholische Universität Leuven den Einfluss von Babytalk auf Paarbeziehungen untersucht hat. Was es nicht alles gibt?! Ich behaupte im Gegenzug, dass auch minderromantische Auswüchse der Paarkommunikation in ihrer verbindenden Wirkung nicht zu unterschätzen sind. Denn, mal ehrlich, weit gebräuchlicher dürften in der Alltagssprache der Liebe profane Sätze wie „Du schnarchst“, „Boah, nerv’ mich nicht!“ oder „Du könntest Dir auch mal wieder die Fußnägel schneiden“ sein. Ob Sie’s glauben oder nicht: Auch derlei Bemerkungen, an Geradlinigkeit und Aufrichtigkeit kaum zu überbieten, sind im Grunde genommen Zeugnisse inniger Vertrautheit, emotionaler Bindung und wohliger Heimeligkeit.