Sollte man über das Wort nochmal nachdenken? Mir gefiele „Knollerich“ besser als „Politesser“ oder gar „Strafzettler“.

Dem Politeur ist nichts zu schwör. Der blöde Spruch fiel mir ein, als ich jetzt in Braunschweig einem Mann bei der Arbeit zusah. Trotz des wirklich fiesen Sturms griff er nach dem Scheibenwischer und tat, was er tun musste. Wie, Sie wissen nicht, wen ich meine? „Politeure“, kein Witz, so heißen die männlichen Politessen, deren es durchaus einige gibt.

Nun ist das Feld des Strafzettels etymologisch – auch in dieser Kolumne – zur Genüge beackert worden. Zur Erinnerung: Dass man die Verwarnung in Braunschweig auch „Beet“ nennt, hat mit dem alten Wort „Bede“ für Geldstrafe zu tun. Und die Begriffe „Knöllchen“ bzw. „Knolle“ gehen auf das Wort „Protokoll“ zurück. Doch „Politeur“, das ist, dem „Hebammer“ vergleichbar, doch eher ungewöhnlich, oder? Ich stelle mir vor, dass der junge Mann, den ich bei der sturmumtosten Knöllchenverteilung bewunderte, abends in der Kneipe, wenn er die „Was machst du so?“-Frage korrekt beantwortet hat, glatt für einen Polier gehalten und völlig falsch auf der Baustelle verortet wird.

Sollte man also übers Wort nochmal nachdenken? Mir gefiele ja „Knollerich“ besser als „Politesser“ oder gar „Strafzettler“ – auch weil man dann im Zuge einer Struwwelpeter-Verschlimmbesserung gleich hemmungslos losreimen könnte: Der Knollerich, der Knollerich, das ist ein arger Wüterich! / Derweil ich hier zwei Sätze schreibe, klemmt er drei Beete an die Scheibe. Darauf ist keine Sau erpicht. / Doch er tut nun mal seine Pflicht.