„Shit happens, kann passieren.“

Ist ja nicht so, dass ich den Jungs seinerzeit nicht einem jeden ein handgeschriebenes Rezeptbuch in den Umzugskarton gelegt hätte. Auf dass sie ihre seit Kindertagen liebgewonnenen Speisen jederzeit kochen können. Nun sind die Dinger beim Umzug von einer WG in die nächste verschütt gegangen. Und ich würde lügen, wenn ich behauptete, mein Mutterherz würde bluten und ich käme aus dem Jammertal gar nicht mehr heraus, weil sie diese mit Herzschmalz und kleinen Späßen garnierten Büchlein nicht wiederfinden. Shit happens, kann passieren. Nun kriege ich aber alle naselang folgende Whatsapp-Nachrichten: „Schickste mal das Linsensuppenrezept.“ „Bräuchte mal das Apfelkuchenrezept.“ „Kannste mal das Rezept für Pilzrisotto funken.“ Ich bin gern behilflich, aber wenn Linsensuppenrezept und Co. zum 20. Mal erbeten werden, macht mich das kribbelig. Ihre Smartphones müssen von Aufläufen, Suppen und Geschmortem überquellen, würde mich nicht wundern, wenn die allmählich so pappsatt sind, dass sie statt eines Klingeltons wohlige Rülpser von sich geben. „Könnt ihr euch nicht mal einen Ordner „Rezepte“ auf euren Handys anlegen?“ Sie dachten, schrieben sie, ich würde mich immer freuen, wenn sie um Rezepte bäten. Was junge Menschen so über die Freuden von Menschen mittleren Alters denken, sollte mir zu denken geben.