„Einfach mal abhängen!“

Auf Instagram oder Snapchat lassen uns Millionen von Menschen daran teilhaben, was sie gerade tun: was sie essen, sich auf den Hintern tätowieren lassen, was sie anziehen, wie sie Flamingos am Strand von Aruba füttern, auf der Bali-Swing über den Dschungel schaukeln oder unterm Kanto-Lampo-Wasserfall planschen. Derweil fläzen Sie auf dem Sofa, glotzen aufs Smartphone, essen Chips und fragen sich, was Sie alldem entgegenzusetzen haben – außer einem fettigen Paprikafilm auf dem Display. Das ist nicht schlimm. Ich bin fest davon überzeugt, dass diese kostbaren Momente der Geistesträgheit vorm Handy Blockaden, Stress und Spannungen lösen können – und sich womöglich positiv auf die Darmflora auswirken (der derzeit ja viel Aufmerksamkeit geschenkt wird). Einfach mal abhängen! Wie ging das eigentlich, bevor Social Media Einzug nahm? Richtig: Da haben wir „Schwarzwaldklinik“ geguckt, Büroklammerketten gebastelt, Luftpolsterfolien zerdrückt, vorm Spiegel trainiert, die Nasenspitze mit der Zunge zu berühren, oder die Fingerkuppen ins heiße Wachs der brennenden Kerze getaucht. Solche Sachen halt. Das Resultat ist im Grunde identisch. Bringt nix, außer dem Grips mal ‘ne Pause zu gönnen. Einen Unterschied gibt es aber dennoch: Die Büroklammerkette ist spätestens dann fertig, wenn das Material alle ist. Social Media ist nie alle. Legen Sie das Handy zwischendurch also lieber mal weg!