Schach ist ja eher Denksport und Nervenkampf, aber die Kleinen hauen sich munter in den Nahkampf.

Der Sohn spielt seit einiger Zeit Schach mit Grundschülern. Die Regeln hast du schnell verklickert. Aber das Spielen! Frage nicht.

Nun ist ja noch nirgends ein Großmeister vom Himmel gefallen, aber was die Kinder so auf dem Brett veranstalten, scheint mir nach seinen Erzählungen am griffigsten mit Kamikazetechnik beschrieben zu sein. Die lassen die Puppen über die Felder tanzen, als gäbe es kein morgen. Schach ist ja eher Denksport und Nervenkampf, aber die Kleinen hauen sich munter in den Nahkampf.

Na ja, der Sohn nimmt’s heiter, pfeift auf die Berührt-Geführt-Regel und lässt die Kinder ein ums andere Mal ihre Züge überdenken. Als er nun einem Mädchen riet zu überlegen, ob ihr Zug wirklich klug gewesen sei, da sie ihren König in höchste Bedrängnis gesetzt habe, sah sie ihn kurz an. Griff dann flugs den König und steckte die Figur in ihre Jackentasche. „Äh, also das geht so jetzt nicht“, sagte der Sohn freundlich. „Wieso, du hast gesagt er ist bedroht. Und so ist der König sicher“, sagte das Kind, und mein Sohn sah, wie sich die Faust des Kindes in der Jackentasche fest um den König schloss. Schräg. Aber irgendwie auch rührend. Ich denke so: Vielleicht wird dieses Mädchen keine Judit Polgár. Aber ein sehr fürsorglicher Mensch.