Dort, wo Auswirkungen bereits direkt zu spüren sind, bewegt sich etwas. Und zwar die Menschen selbst.

Wo wird der Klimawandel für uns alle sichtbar? Fragend schauen viele in den Himmel und auf die Wetterkarte und deuten dann jedes Regenfeld und den viel zu milden Winter als klares Indiz. Experten aber erklären oft, dass man anhand des aktuellen Wetters nur wenig über das Klima und dessen Wandel aussagen kann. Unmittelbar ist dieser hierzulande also noch nicht wahrnehmbar, dafür aber mittelbar.

Denn dort, wo Auswirkungen bereits direkt zu spüren sind, bewegt sich etwas. Und zwar die Menschen selbst. Flucht und Migration haben vielschichtige Auslöser, es sind vor allem Krieg, Krisen und Armut, die die Menschen dazu zwingen, ihre Heimat zu verlassen. Doch verschärfend kommen jetzt auch die Folgen der Klimaveränderungen in vielen Regionen hinzu. Entweder es regnet gar nicht mehr oder viel zu viel. Bei Dürre oder Überschwemmungen wächst und gedeiht nichts. Dort gibt es kein Leben und damit auch keine Zukunft. So flüchten die Menschen aus ihrer Perspektivlosigkeit in Richtung der westlichen Wohlstandsländer und landen ein ums andere mal vor deren Toren.

Es gibt Schätzungen, denen zufolge sich in den kommenden Jahren aufgrund klimabedingter Faktoren 200 Millionen Menschen nach Europa aufmachen könnten. Auch in die USA wollen nach wie vor viele, sie kommen Kolumbien, Nicaragua und Venezuela. Allein von Oktober 2021 bis Oktober 2022 haben mehr als zwei Millionen Menschen versucht, über die Grenze von Mexiko in die Vereinigten Staaten zu gelangen, was insbesondere die Republikaner immer wieder zu scharfen Vorwürfen an Bidens Politik veranlasste, mit der direkten Forderung, den von Trump begonnenen Mauerbau wieder aufzunehmen.

Was ist mit der Mauer?

Der texanische Gouverneur Greg Abbott spricht gar von der „schlimmsten illegalen Einwanderung in der Geschichte der USA“ und verdrängt damit wie jeder gute Patriot sicherlich zwei wichtige Faktoren, nämlich die Tatsache, dass seine Vorfahren einst doch vermutlich aus ganz ähnlichen Beweggründen nach Amerika aufgebrochen waren und dass die USA sehr wohl die Bodenschätze, Agrarflächen, und Absatzmärkte der lateinamerikanischen Schwellenländer zu schätzen wissen, auf deren Bevölkerung aber gern verzichten möchten.

Und so entsteht eine humanitäre Katastrophe auf der mexikanischen Seite, wo immer mehr Geflüchtete unter fürchterlichen Bedingungen stranden. Erschreckend eindimensional erscheint daher der Bau einer Mauer als Lösung. Gelingt es nicht, den Klimawandel und die damit einhergehenden Katastrophen in den betroffenen Ländern zu bekämpfen, könnte dies nur der Beginn einer Völkerwanderung biblischen Ausmaßes sein. Lassen sich diese Menschenmassen wirklich noch durch Mauern aufhalten? Nein, daher brauchen wir Politiker mit Anstand und Weitblick, um echte Lösungen für die Probleme unserer Welt zu entwickeln. Wir müssen das Umverteilen lernen, um unseren Wohlstand zu erhalten.