„Meine Lieblingsgeschichte bleibt die über die Erfindung des Dominosteins.“

Thomas Parr bedankt sich, Ihr Kolumnist gewesen sein zu dürfen

Früher, also im Mittelalter, ist eine Redewendung entstanden, die bis heute in ihrer Eindeutigkeit benutzt wird: „die Tafel aufheben“. Möglicherweise kennen Sie ja das Gemälde „Die Bauernhochzeit“ von Pieter Brueghel dem Älteren, das um das Jahr 1568 entstanden ist. In diesem frühen Wimmelbild schleppen zwei Bedienstete eine mit Schüsseln beladene Tafel herbei, um sie dann vor den Gästen auf Holzböcken abzusetzen. Damit konnte der Schmaus nahtlos fortgesetzt werden.

Wenn der Gastgeber das Mahl beendete, hob er die Tafel auf. Die Bediensteten eilten heran und schleppten die Tafel(n) zurück in die Küche.

Und genau das mache ich jetzt auch. Ich hebe die Tafel, an der wir uns wöchentlich am Donnerstag zum Tischgespräch getroffen haben, auf.

Seit August 2009 habe ich mehr als 600 Geschichten über Essen und Trinken erzählt.

Meine Lieblingsgeschichte bleibt die über die Erfindung des Dominosteins, die schon fast eine Weihnachtsgeschichte ist. Ein Leser aus Wolfsburg erzählte sie. 1936 war es, als ein Dresdner Bäcker mit der geringen Zuteilung an Rohstoffen begann zu experimentieren. Er buk einen dünnen Lebkuchteig, belegte ihn mit Persipan, strich Gelee drüber, und tauchte, nachdem er die belegte Teigplatte in Quadrate geschnitten hatte, Würfelchen für Würfelchen in Kuvertüre. Die Frau des Bäckers war Argentinierin und taufte das Gebäck, das an einem Sonntag erfunden worden war, Domingo-Stein. Das durfte im damaligen Deutschland natürlich nicht sein, weshalb das „g“ gestrichen werden musste. Diese Geschichte gab es erstmals hier zu lesen.

Unvergessen ist der Rezepttipp zu Milchreis mit Bratwurst. Oder die Geschichte über das Verschwinden der Hungertürme, die mit dem Sterben der klassischen Kneipen nicht mehr gebraucht wurden – keine kalten Kotelett mehr, keine Soleier und keine Schmalzbrote mehr, wenn der Hunger sich zum Bier gesellte. Nicht zu vergessen die Debatten darüber, weshalb Grünkohl in Braunschweig Braunkohl heißt. Oder was Ortsfremde serviert bekommen, wenn ihnen ein Gehacktes-Brötchen empfohlen wurde.

Die Kolumne hat mir Freude gemacht und ich bedanke mich bei allen Leserinnen und Lesern, die mit Tipps und eigenen Geschichten die Tischgespräche bereichert und bunt gemacht haben.

Es ist mir eine Ehre, Ihr Kolumnist gewesen sein zu dürfen.