„Ob aus Extremwettern Katastrophen werden, hängt auch vom Umgang damit ab.“

Die Welt steht in Flammen. „Vom slowenischen Karst bis zur französischen Atlantikküste“, schreibt die „Welt“. Und nicht nur in Europa wüten die Feuer, sondern auch in Südamerika und Kalifornien. Hitze und Trockenheit steigern die Waldbrandgefahr. Wenn dann auch noch Wind dazukommt, braucht es nicht viel, um ein Großfeuer zu entfachen. Dass Glasscherben dazu in der Lage wären, ist zwar ein leider oft wiederholter Mythos, aber eine achtlos weggeschnippte Zigarettenkippe reicht aus.

Der Klimawandel macht Hitze- und womöglich auch Dürreperioden wahrscheinlicher und erhöht somit das Waldbrandrisiko. Das bestätigt der aktuelle Bericht des Weltklimarats IPCC, der von tendenziell zunehmendem Waldbrandwetter ausgeht. Droht uns also ein „Zeitalter des Feuers“, wie die österreichische Zeitung „Der Standard“ schreibt? Viele Politiker übernehmen diese Erklärung nur zu gerne: Wenn das Klima schuld ist, sind wir nicht verantwortlich.

Es ist derselbe Reflex wie nach der Flutkatastrophe im vergangenen Sommer. Auch da verwiesen die Ministerpräsidenten der betroffenen Länder auf die höhere Gewalt des Klimawandels. Dabei versteckte sich hinter der Flut im Ahrtal ein handfestes politisches und auch mediales Versagen. Denn ob aus Extremwettern Katastrophen werden, hängt auch vom Umgang damit ab.

Die Waldbrände sind dafür bestes Beispiel. Anders als die Berichterstattung glauben lässt, gibt es bei solchen Feuern nämlich einen rückläufigen Trend. In den ersten drei Dekaden des 20. Jahrhunderts brannten weltweit knapp 5 Millionen Quadratkilometer. Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts waren es rund 3,6 Millionen. Im gebeutelten Griechenland sind Zahl und Ausmaß der Feuer über einen längeren Zeitraum zurückgegangen. Ebenso im restlichen Südeuropa. Laut Prognose des Nationalen Instituts für Umweltstudien in Japan dürfte der Trend sich global fortsetzen. Grund ist dasselbe Verhalten, das auch dazu führen wird, dass Holland trotz steigendem Meeresspiegel nicht im Meer versinkt: Anpassung. Ob es höhere Deiche sind oder besseres Management, mehr Vorsorge und besser ausgestattete Feuerwehren, wir sind den Auswirkungen des Klimawandels nicht machtlos ausgeliefert. Viele Klima-Aktivisten wollen nicht über Anpassung sprechen, weil sie fürchten, dass dadurch Druck aus dem Kampf gegen Treibhausgasemissionen genommen werden könnte. Dabei ist beides notwendig. Selbst wenn die Emissionen morgen auf null sinken würden, müssten wir uns trotzdem anpassen. Es ist bereits wärmer geworden, die Auswirkungen sind spürbar und werden wohl für lange Zeit nicht wieder verschwinden. Und auch wenn man sich der Illusion hingibt, es könnte so etwas wie ein „stabiles“ Klima geben – für das Wetter hat das noch nie gegolten. Anpassung an sich verändernde Umweltbedingungen zeichnet den Menschen aus, seit er den Planeten bevölkert.