„Hoffentlich endet dieser Krieg schnell – und jeder andere auch.“

Während ich diese Kolumne schreibe, liegt neben mir Kimchi auf dem Kratzbaum, unsere getigerte Katze. Sanftes Wesen, anhänglich, manchmal verrückt. Sie ist ein Tier, unschuldig, loyal, sie hat einfach kein Leid verdient und ich halte es fern von ihr.

Kimchi hat einen Artgenossen: Stepan. Ein Kater, der es bei Instagram (@iloveyoustepan) zu einigermaßen großer Berühmtheit gebracht hat, weil er an einem Tisch sitzt, sich quasi aufstützt, desillusioniert dreinschaut und dabei herrlich deprimiert wirkt. Stepans Besitzer haben daraus Kapital geschlagen, indem sie ein bisschen Discobeleuchtung eingeschaltet und ihm ein Glas mit einem Partygetränk dazugestellt haben. Ach, und dazu gibt es Musik: „Wicked Game“ von Chris Isaak ist mein Favorit. „No, I don’t wanna fall in love (this world is only gonna break your heart)“, schmachtet er und dazu gibt es die bedröppelt dreinblickende Katze neben einem Glas mit Flamingo-Schirmchen. Und in diesem Stil gibt es eine ganze Menge Content von diesem Kater. Ich mag den, er ist ein Identifikationspunkt.

Und nun mag man mich verurteilen, beschimpfen, verachten, aber diese Woche gab es einen Post von „Stepan“, der mir fast die Tränen in die Augen trieb. Der Kater sitzt im Zug, wirkt verängstigt. Im Text wird berichtet, wie Bomben in die Wohnung in Charkiv einschlugen, man in den Keller und schließlich nach Frankreich flüchten musste. Stepan ist ein ukrainischer Kater.

Mich nehmen die Schicksale der Menschen der Ukraine mit. Aber irgendwie schaffe ich es da besser, mich innerlich abzugrenzen, als wenn ein nun wirklich unschuldiges Haustier „vertrieben“ wird, flüchten muss. Das ging mir nah. Hoffentlich endet dieser Krieg schnell – und jeder andere auch.