„Möglicherweise handelt es sich hier um eine gewiefte Zermürbungstaktik.“

Man möchte annehmen, dass es dieser Tage Wichtigeres gibt als Streitigkeiten über Sauberkeit und Ordnung in den heimischen vier Wänden. Ja, schon, aber... Die Resonanz auf das Dauerthema „Arbeitsteilung in der Partnerschaft“ ebbt indes nicht ab – ein Indiz für Relevanz und Diskussionsbedarf. Möglicherweise lassen sich die Kabbeleien um das bisschen Haushalt gerade in Zeiten wie diesen als eskapistische Aktivität deuten, Flucht ins Banale, mentale Ablenkung von den wirklichen Problemen um uns herum. So schrieb mir etwa Anita H. aus V. im Kreis P., dass ihr Liebster „zu Hause zwar gerne mal mit anfasst“ (vorzugsweise, wenn sie außerhäuslichen Aktivitäten nachgehe). Das Problem: „Er bringt alles durcheinander!“ Plötzlich hängt der Schneebesen an der Wand, der Besteckkasten wandert in eine andere Schublade, die Gewürzdosen sind umsortiert, der Kaffee findet sich in der Paniermehldose wieder, Milch, Käse, Butter, Eierkarton und Joghurts sind so kunstvoll verschachtelt, als hätte der Gatte im Kühlschrank Tetris gespielt. „Was soll ich bloß tun?“, fragt die Leserin. Ich rate: Durchhalten, liebe Anita! Möglicherweise handelt es sich hier um eine gewiefte Zermürbungstaktik, die Sie am besten aussitzen, bis ihm das aufwendige Umräumen irgendwann lästig wird.