„Allein das Geräusch der Sirene an einem ruhigen Abend aber jagt mir eine bisher ungekannte Angst ein.“

Drei Bildschirme im Arbeitszimmer, später Abend. Ich lese an einem einen längeren Text, auf einem ist ein Livechat geöffnet und auf dem dritten ein Livestream von einer Webcam aus Kiew.

Es ist dunkel, leise, die Welt um mich macht keine Störgeräusche mehr, ich sitze hier, habe es warm, sicher, bin entspannt, neben mir schlafen beide Katzen. Und mitten in diese Ruhe heult eine Sirene rein. Luftalarm. Der Livestream ist mit Ton. Diese Sirene zerschneidet die Stille der Nacht und sorgt selbst hier in meinem hunderte Kilometer von jedem Krieg entfernten Zimmer dafür, dass es mir kalt den Rücken herunterläuft. Auf dem Bildschirm passiert nichts, der Livestream zeigt zum Glück keinen Luftangriff, die Gebiete, die die Kameras abdecken, bleiben verschont, vorerst zumindest.

Ich blieb bisher auch verschont. Ich darf mich zu einer sehr glücklichen Generation zählen, die keinen Krieg selbst erleben musste. Allein das Geräusch der Sirene an einem ruhigen Abend aber jagt mir eine bisher ungekannte Angst ein. Wie schlimm muss es dann für die Menschen sein, die direkt betroffen sind?