„Die Tatsache, dass ein Dach über dem Kopf über einen Markt geregelt wird, in dem Wohngesellschaften Dividenden an Aktionäre ausschütten, ist pervers“

Lesen Sie den dazugehörigen Artikel über Tiny Houses hier.

Für mich symbolisiert der minimalistische Lebensstil in den kleinen Häusern, also Tiny Houses, das Versagen der Politik. Der Druck auf den Mietmarkt ist riesig. Die Tatsache, dass ein Dach über dem Kopf über einen Markt geregelt wird, in dem Wohngesellschaften Dividenden an Aktionäre ausschütten, ist pervers.

Mietniveau in Braunschweig lässt Wohnungssuchende ächzen

Wer sich als Single eine Wohnung in Braunschweig sucht, muss mindestens mit 500 Euro Warmmiete rechnen – bei einer Einzimmerwohnung. Einige sehen den Minimalismus als Heilsbringer und setzen zum Beispiel auf ein 30-Quadratmeter-Haus für beispielsweise 5000 Euro – je nachdem, wie spartanisch gedacht wird. Es gibt natürlich auch Tiny Houses, die sich im mittleren fünfstelligen Bereich bewegen.

Dauercamper werden nicht so romantisiert

Nichtsdestotrotz: Das Konzept erinnert mich an prekäre Situationen von Dauercampern, die unfreiwillig in Wohnwagen leben. Da ist dann nicht die Rede von einem Tiny House. Da fehlt das Privileg: dass man es sich aussucht. Keine Frage, wir müssen klimafreundlicher leben und eine solche Wohngemeinschaft, wie sie die Reka plant, hilft gegen Vereinsamung und Anonymität in einer Großstadt. Ich bin vielmehr von der Politik enttäuscht. In Parlamenten und Räten, die aus Akademikern bestehen, gerät die Lebenswirklichkeit vieler aus dem Fokus. Rücklagen sind wegen des Mietniveaus vielen nicht mehr möglich. Der Staat muss handeln. So wie es jetzt ist, ist es kein Wunder, dass Menschen sich lieber in winzige Häuschen zurückziehen, als am normalen „Markt“ teilzunehmen: Jeder für sich. Es braucht breiter angelegte Lösungen durch sozialen Wohnungsbau – auch für Singles. Das geht auch klimafreundlich.