So sitze ich zu Hause, kein Auspuff qualmt, und ich habe dennoch ein wenig von diesem Autofahrgefühl.

Ich fahre gern Auto. Es ist kein tolles Auto, das ich habe, ich fahre nicht schnell, komfortabel oder Auto-Begeisterte beeindruckend – ich fahre einfach. Und das gern. Als meine heutige Frau noch rund 350 Kilometer entfernt wohnte, wir aber schon die Beziehung führten, da überwogen natürlich die Nachteile der Distanz – aber die Autofahrten habe ich genossen. Am besten war es am Sonntagabend, wenn keine LKW unterwegs waren und ich entspannt mit Zigarette im Mundwinkel bei guter Musik die Autobahn entlang fuhr.

Heute wohnen wir zusammen, was wundervoll ist. Aber die Fahrten fallen weg. Zudem steigt das Bewusstsein für Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit und ich lasse das Auto öfter stehen. Mal einkaufen. Mal jemanden besuchen, der außerhalb wohnt. Mal was transportieren. Das ist nicht viel und die Fahrerei fehlt.

Große Leidenschaft: Führerstandsmitfahrten

Aber das Internet substituiert auch diesen Drang: Mit Dashcamvideos, die mir Youtube immer wieder vorschlägt. Bizarre, ärgerliche oder auch nette Situationen im Straßenverkehr. Kennzeichen und Menschen sind gepixelt, aufgezeichnet von der Kamera hinter der Frontscheibe. So sitze ich zu Hause, kein Auspuff qualmt, und habe dennoch ein wenig von diesem Autofahrgefühl. Wenn das nicht mehr reicht, greife ich zurück auf ein noch viel besseres Format: Führerstandsmitfahrten – besser bekannt als „Die schönsten Bahnstrecken“. Auch die findet man heute im Netz, und ich liebe es. Wenn schon keine echte Fahrt, so ist der Ersatz doch auch nett – und produziert nicht ganz so viel CO2, wie eine echte Fahrt.