„Mein Sparbuch hab’ ich schon liegen lassen auf irgendeiner Kirchenmauer im Elm, lag am nächsten Tag noch da.“

Ich bin noch nie bestohlen worden. Was schon erstaunlich ist, weil ich meinen Krempel gern allerorten liege lasse. Die Handtasche mit der Urlaubskasse auf dem Damenklo der Neuen Residenz in Bamberg hängen gelassen und erst nach der zweistündigen Führung den bleischweren Beutel an der Schulter vermisst. Mein Sparbuch hab’ ich schon liegen lassen auf irgendeiner Kirchenmauer im Elm, lag am nächsten Tag noch da. Interesse hatten nur Ameisen bekundet. Das Auto zu verriegeln vergesse ich regelmäßig. Im Restaurant verstaue ich die Tasche gern dort, wo jedermann Zugriff hat. Bisher hat sich aber noch niemand rechtswidrig vergriffen. Ich sollte also ein wandelndes Wesen der Vertrauensseligkeit sein. Kein Misstrauen gegen niemanden hegen. Ist auch so. Eigentlich. Denn wenn der Sohn mit reichlich Scheinen im Portemonnaie auf Hüttentour in die Berge geht, rate ich auf einmal zur Vorsicht. Zum Brustbeutel. Zum Geldgürtel. Zum Depot unter der Matratze. „Wanderer beklauen sich nicht, Mama!“ sagt der Junge weise. Man weiß nie, unke ich weiter. „Ich glaube an das Gute im Menschen“, kontert er seine Spießermutti staatsmännisch aus. Ich sage nichts mehr. Vielleicht ist es dieser Beschützerinstinkt, der dir den Verstand ausknipst und dich glauben lässt, Kinder bleiben 5. Ein Leben lang.