Gegen Jahresende in einem einsamen Steinbruch herumzuirren, klingt nach keiner besonders spannenden Aktivität. Für mich sollte der Termin 2016 jedoch zu einem werden, den ich bis jetzt in bester Erinnerung habe. Und das nicht nur, weil er mir ein Souvenir einbrachte. Ich war zunächst auf der Suche nach einer Person in der Region, die ein Hobby hat, für das sie brennt. Und meine Güte, bei Thilo Lampe aus Sonnenberg war ich da genau richtig. Hobby trifft es gar nicht mehr, er hegt – sicherlich noch immer – eine gewaltige Leidenschaft für das Fossiliensammeln. Er sammelt schon so lange, intensiv und erfolgreich, dass seine Schätze – damals etwa 5000 Stück – seinen Keller füllten. Nicht etwa grob übereinander gestapelt, nein, Libellen-Flügel, Käfer und Krebse lagen in gezielt ausgeleuchteten Schaukästen und Schubladentischen, als ich eintreten durfte. Im Wohnzimmer lagen gar Mammutzähne und an der Wand hing ein sage und schreibe 180 Millionen Jahre alter Fisch. Ich war baff. Die ganzen sorgsam präparierten Funde beeindruckten mich – und noch mehr Lampes Begeisterung, die sich in seinen Blicken auf seine Fossilien und in seinen Erzählungen zeigte.

Sein Hobby hat seinen Ursprung in seiner Kindheit und es hat ihn seitdem nicht mehr losgelassen. Neben dem großen Fundus konnte Lampe mit noch mehr aufwarten: Nach ihm wurde sogar der Flügel eines Insekts, der für eine neue Gattung steht, benannt. Auf so eine Ehrung mag mancher warten, der hauptberuflich Paläontologe ist. Doch Lampe beharrte darauf, das Fossiliensammeln zur Erholung zu betreiben.

Ich wollte die so vielversprechende Suche natürlich unbedingt auch einmal begleiten. Und als wir im Evessener Steinbruch eintrafen, lagen dann auch tatsächlich Geröllbrocken aus Kalkgestein herum, in denen sich uralte Fossilienteile verbargen. Wir haben gestöbert, gehämmert, gefunden: So eine Suche macht tatsächlich große Freude!

Ein Erinnerungsfossilienteil habe ich bis heute aufgehoben. Und als ich bei gänzlich anderer Gelegenheit eine Ammonitenkette sah, war ich in Gedanken gleich wieder in dem Steinbruch. Wie schön war das, jemanden begleiten zu können, der so eine Erfüllung an einer Sache in seinem Leben gefunden hat.

75 Jahre Braunschweiger Zeitung

Dieser Text ist Teil unseres großem Themenschwerpunktes zum 75-Jährigen Bestehen der Braunschweiger Zeitung.

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