Im Januar 2015 lud der VfL Wolfsburg zu einer Pressekonferenz ein, auf die der Klub nur zu gern verzichtet hätte. Dieter Hecking und Klaus Allofs saßen auf dem Podium des Medienraums der VW-Arena, um das Unfassbare irgendwie zu kommentieren: Ihr Spieler Junior Malanda war kurz zuvor bei einem Autounfall in der Nähe von Porta Westfalica ums Leben gekommen, im Alter von gerade einmal 20 Jahren. Wie findet man Worte für eine solche Tragödie?

Dem Trainer und dem Manager, die beide in ihren beruflichen und privaten Leben schon viel erlebt hatten, stockten die Stimmen und liefen die Tränen. Aber: Sie erledigten ihre Pflichtaufgabe authentisch und ergreifend. Ihre Trauer war zu spüren, und sie nahm in diesem Januar vor sechseinhalb Jahren den Raum, den Klub und die Stadt ein. Und wenige Tage später das Stadion.

Am 30. Januar stieg das erste Pflichtspiel nach Junior Malandas Tod. Zu Gast war der FC Bayern. Das Stadion war bis auf den letzten Platz gefüllt, die Fans hatten eine ergreifende Choreografie erarbeitet, um ihres Spielers zu gedenken. Dass während der Schweigeminute lautstarker Applaus durchs Stadion hallte, angeführt von den Spielern beider Teams, die Arm in Arm auf dem Rasen standen, war dem Anlass entsprechend.

Und dann kam dieser Auftritt: der beste, den ich von den Grün-Weißen bisher gesehen habe. Der VfL führte den Dauermeister aus München vor und gewann dank je zweier Treffer von Bas Dost und Kevin De Bruyne mit 4:1. De Bruyne war nicht nur Junior Malandas belgischer Landsmann, sondern auch einer seiner besten Freunde. Genau wie Josuha Guilavogui, der VfL-Kapitän, der heute noch regelmäßig Kontakt zur Malanda-Familie pflegt.

Die Wolfsburger Mannschaft rückte durch das tragische Ereignis eng zusammen, was in diesem Spiel jeder spüren konnte, der im Stadion war. Da stand eine Einheit auf dem Rasen, die sich in den großen Sportmomenten an ihren verstorbenen Mitspieler erinnerte. Als De Bruyne nach einem Tor gegen die Bayern beide Finger in den Himmel richtete, gab er ein Versprechen ab, erzählte der heutige Weltklassespieler später. Er wollte einen Titel holen. „Für Junior“.

Keine sechs Monate nach Junior Malandas Unfall stemmte VfL-Kapitän Diego Benaglio den DFB-Pokal in den Berliner Nachthimmel. Die Wolfsburger hatten Geschichte geschrieben und erstmals den goldenen Pott in die VW-Stadt geholt, mit einem 3:1-Sieg über Borussia Dortmund. Benaglio sagte danach: „Das haben wir für Junior geschafft.“ Gänsehaut pur.

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Dieser Text ist Teil unseres großem Themenschwerpunktes zum 75-Jährigen Bestehen der Braunschweiger Zeitung.

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