Ich überlege, ob ich mich trauen soll, die Nachbarn zu bitten, mich doch ein halbes Stündchen in ihren Pool zu lassen. Am Ende siegt die Feigheit.

Es ist heiß. Sehr heiß. Und unsere Nachbarn haben einen neuen Pool. Einen großen Pool, für den eigens ein Rasenstück fachmännisch gepflastert wurde. Der Pool ist rechteckig und misst – soweit ich das durch den Schlitz im Zaun erkennen kann – mindestens drei mal vier Meter. Vielleicht ist er sogar noch größer. Ich beobachte, ohne zu spannen natürlich, wie meine Nachbarn in das kühle Nass hüpfen, während mir der Schweiß den Rücken runterläuft. Ich begnüge mich mit unserem Wasserschlauch und überlege hin und her, ob ich mich trauen soll, die Nachbarn zu bitten, mich doch ein halbes Stündchen in ihren Pool zu lassen. Am Ende siegt die Feigheit. Wohnte ich allerdings in den USA, müsste ich nicht am Zaun stehen und mit mir ringen. Dort gibt es einen neuen, im wahrsten Sinne des Wortes coolen Service: Diejenigen, die keinen eigenen Pool im Garten haben, aber um die Wette schwitzen, können sich freimütig im Schwimmbecken ihrer Nachbarn suhlen. Einzige Voraussetzung: eine kleine Gebühr. Private Pools können quasi auf Stundenbasis angemietet werden. Mehr als 10.000 Amerikaner und Amerikanerinnen bieten ihr Schwimmbad inklusive Infrastruktur (Dusche, Liegestühle, Grill) inzwischen an und verdienen sich damit ein nettes Zubrot. Ob das auch was für meine Nachbarn wäre? Ich halte Sie auf dem Laufenden. Spätestens im nächsten, ächzend heißen Sommer sind sie hoffentlich so weit.