„Nicht, dass sich einer von beiden ein Bein ausreißt – im metaphorischen Sinn. Oder gar an die Leine legen lässt – im Wortsinn.“

Henry Hübchen, den ich als Schauspieler schätze, erklärte jüngst im Interview mit unserer Zeitung, er habe das Gefühl, Frauen seien opferbereiter als Männer – wenn man schon pauschalisieren wolle. Ich habe das Gefühl, sein Gefühl trügt ihn nicht. Sie wissen selbst, meine Herren: Oft übernimmt Madame das Gros der unbezahlten Arbeit, tappt, wenn sich Nachwuchs ankündigt, schnurstracks in die Teilzeitfalle und hat so auf lange Sicht ein deutlich höheres Risiko der Altersarmut. Wenn man schon pauschalisieren will. Wollen wir natürlich nicht, denn erfreulicherweise gibt es gerade unter den Jüngeren Ihrer Gattung immer mehr, die selber gerne zurückstecken. Aus freien Stücken. Ohne Zwang. Und darum geht es ja in einer ausbalancierten Partnerschaft. Nicht, dass sich einer von beiden ein Bein ausreißt – im metaphorischen Sinn. Oder gar an die Leine legen lässt – im Wortsinn. Wie ich drauf komme? Haben Sie von dem Kanadier gehört, dessen Herzallerliebste sich trotz Corona-Lockdown dringend mal die Beine vertreten wollte. Die Frau war in Sherbrooke östlich von Montreal nach Beginn der abendlichen Ausgangssperre im Freien unterwegs – und führte laut Polizeibericht einen Mann an der Leine. Auf ihren Regelverstoß angesprochen, soll sie erwidert haben, sie gehe Gassi. Meine Meinung? Opferbereitschaft in der Liebe hat Grenzen. Übrigens musste das Paar umgerechnet knapp 1000 Euro Bußgeld berappen.