„Der Satz ist schön. Falsch, aber schön. Das ist selten.“

Vor 55 Jahren schrieb man ein tolles Datum: 5. 5. ’66. Und man schrieb Geschichte an jenem 5. Mai. Aber was heißt „man“? Er tat das, Libuda. Und was heißt „Geschichte“? Fußballgeschichte! Und was heißt „schrieb“? Er schoss das Tor zum 2:1 für Dortmund gegen Liverpool. 106. Minute. Entscheidung. Zum ersten Mal gewann eine deutsche Mannschaft den Europapokal. Ach ja, Libuda...

Reinhard hieß er (das wurde auf dem Grabstein falsch geschrieben, später aber korrigiert). Ruhrpott-Ikone. Abgebrochene Lehre. Dribbelkönig. Toller Spieler, trauriges Ende (weshalb wir uns in puncto 5.5. ’66 das Wort Schnapszahl verkniffen haben). Mit 53 starb er. „Stan“ nannten sie ihn übrigens nicht nach Stan Laurel, sondern nach dem englischen Rechtsaußen Stanley Matthews. Man könne diesen Libuda nur mit einer Flinte stoppen, klagte mal der bulgarische Nationaltrainer. Die bekannteste Geschichte ist aber wohl die von dem Plakat, das mit dem Slogan „An Gott kommt keiner vorbei“ für eine religiöse Veranstaltung warb, von einem Fan aber ergänzt wurde: „…außer Stan Libuda.“ Schönes Thema eigentlich für die nächste digitale Sonntagspredigt: Kann man Gott austricksen?

Doch in einer „Wortschatz“-Kolumne ist jetzt kein Libuda-Zitat fällig, sondern der Imperativ, der seinem Sturmpartner Lothar Emmerich zugeschrieben wird. Wenn der unbedingt den Ball haben wollte, rief er dem Mitspieler das Folgende zu: „Gib mich die Kirsche!“

Der Satz ist schön. Falsch, aber schön. Das ist selten. Fast so selten wie das Auftauchen eines traurigen Genies, so eines besonderen Vogels, den die Leute lieben und an dessen Glanztat man sich auch 55 Jahre danach noch erinnert.

Stan? Yes, we can!