Wenn die Verlobte von ihrem blökenden Smartphone aufschaut und sagt: „Ich hasse diese Instagram-Ton-F**k-Sch***e“...

Auch am Küchentisch herrscht bisweilen Dark Mode, etwa wenn die Verlobte von ihrem blökenden Smartphone aufschaut und sagt: „Ich hasse diese Instagram-Ton-F**k-Sch***e“. Das Wort mit F ist vulgär, das mit Sch… Sie wissen schon. Ich liebe diese Frau.

Hintergrund ihres kleinen Wutausbruchs ist das Gedudel, das zu ertragen ist, wenn man sich bei Instagram „Reels“ ansieht, kurze Videoclips, in denen Menschen, Katzen oder Sonstige lustige, interessante, sehenswerte Dinge tun. Ohne Ton sehr unterhaltsam, mit Sound aber fühlt es sich an wie ein Trash-Radio-Moderator auf Weltraum-Drogen, der grad das schlechteste Medley aller Zeiten zusammenmixt. Und man merkt, wieviel grottig-schlechte Musik es gibt. Hochgepitchte Stimmen, redundant ohne Ende und Remakes aus der Hölle. Tiefpunkt: ein EDM-Remix von „Somebody to love“ von Jefferson Airplane.

Und dennoch gehöre ich zur Zielgruppe dieser ganzen Entgleisungen? Nein, dank meiner großartigen Kollegin Lara, Spezialistin für Social Media, lernte ich: Diese ganzen Videos (und auch das Konzept) kommen zum Großteil gar nicht aus Instagram, sondern von TikTok, einem „jüngeren“ Netzwerk, in dem es ausschließlich um kurze Videos geht.

Und hier fühle ich mich dann schon wieder uralt, wenn ich auf diesen Umwegen denke: „Die Jugend von heute. Produziert massig Trash, hört grausige Musik und hat keinen Respekt vor den Klassikern.“ Der Lauf der Dinge...