Plötzlich wurden die Füchse fuchsig. „Ein Fuchs, zwei Fuchse, da denkt man an Fuchsien. Ich bin aber keine blöde Blume“, gellte der alte Schlaufuchs.

Als meine Nichte, die in die dritte Klasse geht, mich jetzt fragte, warum die Mehrzahl von „Fuchs“ „Füchse“ heißt, von „Luchs“ aber nicht „Lüchse“, sondern „Luchse“, da erwiderte ich… also da sagte ich zunächst einmal etwas im Sinne von: Ähem. Dann noch ein beherztes „Tja“, ein gaaanz langsames „Ja, nun…“ – und dann versuchte ich mein Glück: Liebes Kind, das Ganze ist wirklich erstaunlich. Aber das haben die Füchse und die Luchse selbst so gewollt. Ehrlich, die haben sich nachts im tiefsten Wald getroffen, um das zu klären. Der einzige Mensch, der dabei war, das war ein Oberförster namens Konrad Duden. Der wollte, dass das einheitlich geregelt würde. Leider fanden die Luchse das mit dem „ü“ überhaupt nicht gut. Auch der Plural sollte nach „Luxus“ klingen. Doch dann wurden die Füchse plötzlich fuchsig. „Ein Fuchs, zwei Fuchse, da denkt man an Fuchsien. Ich bin aber keine blöde Blume“, gellte der alte Schlaufuchs Reineke und zeigte seine scharfen Zähne. Oh, und dann fauchte und knurrte alles durcheinander, „ü!“ zischten die einen, „nein, u!“ heulten die anderen, die Sache lief völlig aus dem Ruder. Bis Konrad Duden die Nase voll hatte. „Ihr geht mir alle so auf die Nerven“, rief er mit Donnerstimme, „mir ist es jetzt auch egal – dann schreibe ich eben ,Luchse’ und ,Füchse’ in mein Buch, da steht eh jede Menge Blödsinn drin.“

Apropos: Aus irgendeinem Grund schaute mich meine Nichte nach dieser Geschichte so merkwürdig an. Und von Pluralbildungen war seither gar nicht mehr die Rede. Komisch eigentlich...