„Weniger Fernsehen, weniger Süßigkeiten, weniger Gemecker.“

Mama, was ist eigentlich Fasten? Fastest Du manchmal?“ Seit meine neun Jahre alte Tochter am Kommunionkursus teilnimmt, hat sie mich schon manches Mal kalt erwischt. „Ja, also, das ist so, äh, ich esse an Karfreitag kein Fleisch“, sage ich. Natürlich weiß ich, dass ich Verzicht an mehr als einem Tag im Jahr üben sollte oder könnte. Diesen Aspekt verschweige ich meiner Tochter aber zunächst. Wir überlegen, wie wir bis Ostern fasten können: weniger Fernsehen, weniger Süßigkeiten, weniger Gemecker. Zählt das auch? Ich plädiere für ja, denn in unserer Familie wird gern gemeckert, und es nicht zu tun, bedeutet Verzicht. „Mama, Du musst weniger Butter auf Dein Brötchen schmieren.“ „Mama, in den Tee muss kein Zucker.“ Es ist nicht leicht, zu fasten. Irgendwo habe ich gelesen, dass Fasten dieses Jahr nicht angesagt ist. Laut eines Soziologen verzichteten die Deutschen in der Corona-Zeit ohnehin auf viel Liebgewonnenes und seien deshalb nicht bereit, sich darüber hinaus einzuschränken. Meiner Tochter (und ihrem Kommunionkursus) zuliebe geben wir nicht auf. Bis Ostern gilt: weniger Butter, weniger Zucker, weniger von allem. Wir haben noch ein paar Wochen Zeit, ein klein wenig besser im Fasten zu werden.