„Nun, die Schneiderei zog sich aus verschiedenen Gründen so lange hin, bis es plötzlich Frühling geworden war.“

Die Temperaturen waren wirklich arktisch. Der Entschluss meiner Tochter stand fest wie einer der überfrorenen Schneeberge, die sich vor der Haustür türmten: Der arme kleine Hund braucht einen Anorak. Und sie würde ihn nähen!

Wie das so ist in solchen Situationen: Man möchte nicht tatenlos abseits stehen. Prompt übernahm ich zwei Aufgaben, die allerdings eher mit „soft skills“ zu tun haben: Ich lobte die Farbe der Decke, aus welcher der Anorak geschneidert werden sollte (sie ist bzw. war purpurfarben, weshalb der Hund schon bei der Anprobe einen Hauch Kardinalswürde ausstrahlte), und ich schaute nach, aus welcher Sprache unser Wort für die wetterfeste Jacke ins Deutsche geschneit ist. Also: Es hat weder mit „anno Tobak“ noch mit Ammoniak zu tun, „annoraaq“ kommt aus dem Grönländischen, einer Sprache, die auch „Kalaallisut“ genannt und für laaaaange Wörter bzw. sogar „Einwortsätze“ geschätzt, wenngleich leider nur von etwas über fünfzigtausend Menschen gesprochen wird.

Interessant, oder? So gesehen hat sich die Chose gelohnt, wenngleich…, ach, wie erzähle ich das, ohne lästerlich zu werden? Nun, die Schneiderei zog sich aus verschiedenen Gründen so lange hin, bis es plötzlich Frühling geworden war. Und als dann der „annoraaq“ fast fertig war, stellte sich heraus, dass die Aussparung für ein bestimmtes Körperteil fehlte, das Rüden nun mal haben. Falls Sie das jetzt nicht verstehen: Die Grönländer nennen es „kinguaassiuut“.