„Sollte ein Schnappschuss doch mal misslingen, die Liebste etwas blass um die Nase sein, hauen Sie einfach ’nen Filter drüber.“

„Dies Bildnis ist bezaubernd schön,wie noch kein Auge je gesehn.“ „Die Zauberflöte“, W. A. Mozart

Zugegeben, sie ist eine Augenweide. Aber wie oft wollen Sie Madame eigentlich noch ablichten? Ein Foto so perfekt wie das andere. Super-Smartphone-Kamera, übrigens! Und sollte ein Schnappschuss doch mal misslingen, die Liebste etwas blass um die Nase sein, hauen Sie einfach ’nen Filter drüber. Voilà! Vor nicht allzu langer Zeit trugen viele Männer kleine unscharfe Fotos ihrer Flamme im verknitterten Plastikleporello der Brieftasche. Heute haben wir nicht mal mehr Brieftaschen. Alles, was wir brauchen, steckt im Handy. Selbst Erinnerungsfotos verflossener Eroberungen müssen nicht mehr in Schuhkartons oder Briefumschlägen versteckt werden. Dank künstlicher Intelligenz lässt sich jede noch so ansehnliche „Sammlung“ in kürzester Zeit automatisch mit Schlagwörtern versehen und verstauen. Praktisch? Einerseits. Andererseits könnte einen beim Gedanken an die geniale Einzigartigkeit weltberühmter Frauenporträts die Wehmut packen – da Vincis Mona Lisa, Vermeers Mädchen mit den Perlenohrringen, Klimts Judith oder Picassos Dora Maar… Was würden die alten Meister sagen, wenn Sie wüssten, dass sich das Antlitz jedweder Muse heutzutage problemlos und zigfach auf Schokolinsen, Cappuccino-Schaum oder demnächst womöglich auf Fertig-Semmelknödel drucken lässt?