So verschieden wir in vielerlei Hinsicht, so gleich sind wir doch auch. „Liberté, égalité, fraternité!“, Sie wissen schon… Apropos brüderlich: Vielleicht pflichten Sie mir in dieser Sache ausnahmsweise bei: Mich nervt derzeit die penetrante Werbeflut für Zaubermittelchen gegens Älterwerden, tropfende Harnöhren, ausgedörrte beziehungsweise kraftlose Genitalien, Altersflecken, Blähbäuche, Runzeln, Haarausfall, Gedächtnisverlust... Seit neuestem mischen sie überall noch ein wenig Cannabis unter – für gute Laune, auch wenn es hier ziept oder da knackt. Und ehrlich: Die zahllosen Silberkopf-Pärchen, die mir allenthalben reklameglücklich entgegengrinsen, weil er wieder kann und sie wieder will und beide endlich wieder ganz dicht sind, gehen mir gehörig auf den Senkel. Hat sicher alles seine Berechtigung. Ich frage mich nur: Geht das nicht auch ein wenig dezenter? Niveau-, würdevoller? Sie halten mich für prüde? Veto, ich doch nicht! Können Sie sich noch an den Anti-Aids-Werbeclip Ende der 80er mit Hella von Sinnen und Ingolf Lück erinnern? „Tiiiinaaaa, wat kosten die Kondome?“ Das war damals rotzig, unverkrampft und dennoch bedeutsam. Hat vermutlich sogar viele vor einer Ansteckung mit der tödlichen Krankheit bewahrt. Klar, nun können Sie sagen: Auch das Älterwerden endet immer mit dem Tod. Aber es ist ganz gewiss keine Krankheit.