„Die Annahme, dass er bei Gefahr den Kopf in den Sand stecken würde, ist praktisch für Leitartikler.“

Die Welt ist voller Fehler, kleiner wie großer. Schauen wir auf den Vogel Strauß: Die Annahme, dass er bei Gefahr „den Kopf in den Sand stecken“ würde, ist zwar praktisch für Leitartikler, die mal wieder „Vogel-Strauß-Politik“ anprangern – und dennoch Humbug. Würde das Vieh nie machen.

Oder schauen wir auf die großen Komponisten. Die Vereinbarung, derzufolge man den Spätromantiker Richard Strauss mit zwei „s“, die Mitglieder der Wiener Walzerdynastie hingegen Johann etc. Strauß schreibt, ist praktisch für Musikkritiker. Doch auch dies ist irgendwie Humbug. Ja, mir fiel eine Streitschrift eines Nachfahren der Walzeristen in die Hände, in der er plausibel reklamiert, der Name seiner Familie müsse auch „Strauss“ geschrieben werden. Man habe in Autographen, die in alter Schreibschrift verfasst sind, ein h-förmiges Zeichen stets für ein „langes S“ gehalten, obwohl es in Wahrheit ein Verdoppelungszeichen sei. Tja. Außerdem will der Nachfahre wissen, dass der Vater des Komponisten Richard Strauss zuweilen als „Strauß“ unterzeichnet habe. Und was ist mit dem Erfinder der Jeans, der als Löb Strauß im Fränkischen geboren, aber als Levi Strauss in Amerika berühmt wurde? Eben! Nein, natürlich sind korrekte Schreibweisen von Namen nicht Jacke wie Hose. Doch die gute alte Rechthaber-Vorstellung, alle Namen immer und absolut richtig schreiben zu können, schminken wir uns lieber ab. Ehe man sich’s versieht, kommt beim Strauß-Ausfechten ein Strauss heraus. Oder sogar ein Stuss.