Ich würde das jetzt, wenn der nette Günther da so stünde, mit dem Tätscheln und Klapsen schon mal wieder sympathisch finden.

Ich gebe es zu: Mir wurde etwas wehmütig ums Herz. Ich hörte das Lied „Günther“ dieses spritzig schlauen Sängers namens Pigor. Gut zehn Jahre ist es alt. Es geht um Verabschiedungs-Prozeduren. „Allen ist es peinlich, und alle seh’n sich an./ Bis endlich einer sagt: ‚Ja dann…’.“

Vor allem ist der Text gegen die Bussi-Pflicht, die Umarmeritis, das verklemmte Einander-am-Rücken-Rumschubbeln gerichtet. „Ich möchte Günther nicht umarmen/ Ich habe wirklich keinen Grund/ Doch der kennt da kein Erbarmen/ Und schon rubbelt er wieder meinen Rücken wund.“

Nett, oder? Und die Wehmut? Tja, natürlich sieht man das mit dem Körperkontakt nach all den unumarmten, unberubbelten Monaten derzeit ein bisschen anders. Ich würde das jetzt, wenn der nette Günther da so stünde, mit dem Tätscheln und Klapsen schon mal wieder sympathisch finden. Vielleicht sollte man das Lied aktuell – mit verändertem Reimschema, versteht sich –, einfach wie folgt singen: „Ich würde Günther schon umarmen/ Auch ohne richtig guten Grund/ So rasch ist gar kein Rücken wund/ Doch so ein Mist, so bald gibt’s wohl kein Erbarmen…“

Nun ja. Ist nur so ein alberner Vorschlag. Aber das mit dem Reimschema muss ich noch erklären. Meine veränderte Strophe gehorchte dem Schema a/b/b/a – und wissen Sie, welch schönen Ausdruck es dafür gibt? Man nennt das „umarmender Reim.“ Zumindest solche Umarmungen lassen wir uns nicht vermiesen. Nicht wahr, Günther?