Dass der Name des Kartenspiels etwas mit der fiesen Kenia-Anspielung zu tun hat, ist nicht anzunehmen. Aber interessant ist der Begriff schon.

Die Frage nach der Herkunft von Begriffen wird hier regelmäßig erörtert. Oft führt das zu eher heiteren „Erkenntnissen“. Manchmal aber ist das Resultat irritierend. Zum Beispiel jetzt, nachdem in familiärer Ferienstimmung zunächst die Sehnsucht nach einem simplen Retro-Kartenspiel und später dann die Frage aufgekommen war, warum dieses Spiel eigentlich „Mau-Mau“ heißt.

Der erste Befund ist wieder mal: Man weiß es nicht. Doch mir fiel ein, dass ich neulich in der schmissig geschriebenen Nachkriegs-Analyse „Wolfszeit“ von Harald Jähner etwas über die abwertenden Spitznamen gelesen hatte, welche die notdürftigen Siedlungen der aus dem Osten Vertriebenen in westdeutschen Städten verpasst bekamen: „Kleinkorea“, „Kleinmoskau“ – oder aber „Mau-Mau“.

Auch in Braunschweig-Rühme soll der Ausdruck üblich gewesen sein. Der Begriff geht zurück auf den Kampf der Unabhängigkeitsbewegung namens „Mau-Mau“, die in Kenia die Herrschaft weißer Siedler und der britischen Kolonialherren zu brechen suchte. Grausam ging es dort zu. Und im Deutschland der 50er Jahre? „Heute ist es unvorstellbar, wie tief das Zerwürfnis unter den Deutschen war“, schreibt Jähner über das Verhältnis der Eingesessenen zu den Flüchtlingen aus dem Osten. Zuweilen habe Bürgerkriegsstimmung geherrscht. Und weiter: „Mau-Mau markierte auf sprechende Weise den Punkt, an dem die Deutschen sich selber fremd wurden, und das war bezeichnenderweise nicht der Moment, als sie den Holocaust begriffen.“

Nein, dass auch der Name des Kartenspiels etwas mit der fiesen Kenia-Anspielung zu tun hat, ist nicht anzunehmen. Aber dass der Begriff uns daran erinnert, wie viel Feindseligkeiten es in den angeblich so piefigen, häufig verklärten Fünfzigern gab, ist doch viel interessanter. Nicht nur in trostloser Hinsicht. Denn es gab bekanntlich dann ja doch keinen Bürgerkrieg. Sondern das Wirtschaftswunder…