„Ich will den phänomenalen Erfolg der 71 und 69 Jahre alten musizierenden Hemden-über-der-Hose-Träger aber gerne anerkennen.“

Ihre Discofox-Hit-Produktion läuft wie das sprichwörtliche Brötchenbacken. Doch das Tanzen wollen Karl-Heinz und Bernd Ulrich lieber ihren Fans überlassen. Das haben die Schlagerbrüder „Die Amigos“ neulich erst im Interview offenbart. Mir an und für sich völlig schnuppe. Und wenn ich hier auch mal etwas offenbaren darf: Ich würde meine Schuhe vermutlich eher mit Pattex auf dem Teppich festkleben, als nach einem Amigo-Song wie „Geh nicht Gloria“ zu schwofen (höchstens unter erheblichem Alkoholeinfluss). Ich will den phänomenalen Erfolg der 71 und 69 Jahre alten musizierenden Hemden-über-der-Hose-Träger aber gerne anerkennen. Mit ihrer neuen Scheibe „Tausend Träume“ (da ist übrigens auch „Geh nicht Gloria“ drauf) feiern die beiden hierzulande das zwölfte Nummer-eins-Album ihrer Karriere und übertreffen damit Musiklegenden wie die Beatles. Um jetzt mal auf den Punkt zu kommen: Ist es nicht bemerkens- und beneidenswert, dass männlichen Bühnenstars trotz schlimmer Frisuren, schlimmer Garderobe und schlimmen Tränensäcken die Herzen (und wer weiß, was sonst noch alles) zufliegen? Verstehen Sie mich nicht falsch, es sei ihnen gegönnt. Aber glauben Sie, dass beispielsweise eine Helene Fischer, sollte sie (was sehr unwahrscheinlich ist) in ferner, ferner Zukunft einen ähnlich desolaten Gesamteindruck bieten, ebenso umjubelt wäre wie die beiden hessischen Haudegen Karl-Heinz und Bernd heute? Nicht? Sehen Sie, meine Herren, und daran sollten wir ernsthaft arbeiten.