Philipp Engel wollte ein PC-Spiel im Original spielen - und hat sich drei Tage lang verbissen. Die Lösung kam dann unerwartet.

Ein Beispiel für vollendete Zeitverschwendung habe ich in meinem Urlaub hingelegt. Es ging um ein PC-Spiel aus dem Jahr 2003: „Command and Conquer Generals – Zero Hour“. Dabei baut man sich eine Basis, produziert Einheiten und führt dann Krieg gegen andere Fraktionen. In meiner Jugend hatte ich das Spiel fast schon auf Profi-Niveau gespielt. Ich hatte Urlaub, aber konnte nicht verreisen und wollte eine kleine Zeitreise machen.

Das Spiel gab es bei einer Spieleplattform für wenige Euro – auf Deutsch und in zensierter Version, wo alle Protagonisten Cyborgs waren und die Übersetzung mit wenig Liebe gemacht wurde. Bei PC-Spielen ist es wie bei Serien: Ist man sie in einer Sprache gewöhnt, klingt jede Übersetzung schrecklich. Problem: Die englische Originalversion war seinerzeit indiziert worden. Die Spieleplattform bot es nur auf Deutsch an.

Ich begann den Feldzug mit dem vergeblichen Versuch, das Spiel von der englischen Original-CD zu installieren. Es lief unter Windows nicht, stundenlange Recherche in Foren, kleinere cholerische Anfälle und planloses Herumfuhrwerken in den Spieldateien brachten keinen Erfolg.

Ich schrieb den Support der Spieleplattform an – mehrfach. Der Mitarbeiter konnte mir nicht helfen. Ich startete einen Aufruf im Forum, dass man das Spiel auch auf englisch verfügbar machen solle. Keine Resonanz. Weil das Spiel damals im Original verboten war, schrieb ich eine Mail an die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien und bat, das Spiel vom Index zu nehmen. Ein sehr netter Austausch mit einem Referenten brachte die Erkenntnis, dass es schon gar nicht mehr gelistet ist.

Der Spieleanbieter wollte mir die Originalversion trotzdem nicht geben, sondern nur die verkrüppelte deutsche Version. Nachdem ich zwei weitere Support-Mitarbeiter behelligt hatte, war der Chat-Support auf einmal nicht mehr verfügbar. Ich schrieb eine Mail . Bis heute kam keine Antwort.

Drei Tage waren es mittlerweile, an denen ich jeweils mehrere Stunden investiert hatte. Ich hatte mich regelrecht verbissen. Am vierten Tag gab ich dann auf. Und bekam noch am Abend im automatisierten Google-Nachrichtenfeed ein Angebot: Das Spiel im Original für keine drei Euro. Danke Newsfeed! Preiset den Algorithmus!

Ich machte mir einen neuen Account bei der verdammten Spieleplattform, klickte als Heimatland England an, gab den gekauften Code ein – und das Spiel lief! Auf englisch! Keine Cyborgs, keine grauenhafte Übersetzung, es lief! Drei Tage Getue und nun lief es! Und nach zwei Gefechten war es kaum mehr interessant...