Der April war viel zu trocken – wieder einmal.

Endlich Regen! Wer in den vergangenen Tagen in unserer Region spazieren ging, konnte dem Wind dabei zusehen, wie er kostbare Ackerkrume von den ausgedorrten Feldern davontrug. Der April war viel zu trocken – wieder einmal.

Die Probleme sind unbestreitbar, doch wie sieht es mit der Analyse aus? ZDF heute vermeldete am 25. April hellseherisch: „Deutschland steht wohl vor seinem dritten Dürre-Sommer in Folge!“. Die Grünen, die sich bekanntlich keine Katastrophe entgehen lassen, nicht einmal imaginierte, sprangen sofort auf, um das zu machen, was sie gerne anderen vorwerfen: Wetter zum Klima zu erklären. Anton Hofreiter verkündete am Montag: „Wir sehen das ja gerade an der April-Dürre: Die Klimakrise geht nicht weg, nur weil ein Virus da ist.“ Der grüne EU-Abgeordnete Martin Häusling bestätigte bei Twitter: „Ja, das ist der Klimawandel“, und verurteilte sogleich jeden, der den „Green New Deal“ der EU-Kommission nicht bedingungslos unterstützt. Und Renate Künast rutschte vor Aufregung auf der Tastatur aus und twitterte: „Experten prognostizieren das seit Jahrzehnten..,,,,“

Dabei hatte der Deutsche Wetterdienst (DWD) bereits am 24. April den aktuellen Wetterumschwung vorhergesagt. Zwar kann es trotzdem zu einem Dürresommer kommen, aber für eine sichere Aussage dazu ist es zu früh. Der DWD geht bei seiner Jahreszeiten-Prognose, die in etwa 60 Prozent der Fälle richtig liegt, von normalen Niederschlägen im Sommer aus. Spekulationen über einen „Horrorsommer“ seien wissenschaftlich nicht haltbar.

Fazit: Eine weitere Trockenphase kann kommen, muss aber nicht. Und wie ist es mit dem Klimawandel als Ursache? Da ist es ähnlich – auch wenn der MDR auf seiner Internetseite die wissenschaftliche Diskussion kurzerhand beendet mit der Überschrift: „Klimawandel führt erneut zu Dürre“.

Das passt allerdings nicht so recht zum „Klimareport Niedersachsen“ des DWD. Dort wird bis 2050 von einer leichten Zunahme der Jahresniederschläge ausgegangen, die jedoch „nicht von der natürlichen Klimavariabilität unterschieden werden kann“. Zwar war der April zum wiederholten Mal zu trocken, für die Zukunft rechnet der DWD aber mit feuchteren Frühjahren. Für Oliver Weiner, Meteorologe beim DWD, ist das kein Widerspruch: „Auch wenn es langfristig nasser wird, sind intensive Trockenphasen möglich. Es gibt einen Trend zu Extremen.“ Die Trockenheit lasse sich mit dem Klimawandel erklären, für eine sichere Zuordnung sei es aber zu früh. Das bestätigt auch der Klimaforscher Hans von Storch: „Ein Nachweis ist noch nicht erbracht.“

Klimaforschung ist mit großen Unsicherheiten verbunden. In die Medien schaffen es diese Unsicherheiten aber selten. Als Ergebnis stehen sich in der Öffentlichkeit zwei unversöhnliche Lager gegenüber, moniert der Wissenschaftsjournalist Axel Bojanowski: „die Risiko-Verschweiger und die Unsicherheiten-Verschweiger“.

Und da sich Zweifel nur schwer in politische Slogans gießen lassen, bleibt die Wissenschaftlichkeit auf der Strecke.