“Lokale Beamte meldeten Infektionen nicht nach Peking – aus Angst, weil schlechte Nachrichten dort nicht gern gesehen sind.“

In China können wir viel lernen“, sagte VW-Chef Herbert Diess bei „Markus Lanz“. Denn der Volksrepublik sei es gelungen, die Corona-Epidemie im Land in den Griff zu bekommen und die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Aus so mancher Aussage zu China sprach zuletzt die Vorstellung, dass eine zupackende Diktatur die Krise womöglich besser meistern könnte als eine chaotisch-schwerfällige Demokratie.

Tatsächlich konnte China nach dem Ausbruch der Seuche in der Stadt Wuhan die Verbreitung eindämmen. Die Zahl der Infektionen verharrt, neue Erkrankungen seien allesamt „importierte Fälle“, so die offiziellen Aussagen des Regimes. Doch da zeigt sich schon das Problem: Nichts von dem, was aus China verlautbart wird, ist verlässlich. Während die Behörden von 2500 Toten sprechen, berichtet die chinesische Mediengruppe Caixin, dass täglich tausende Urnen an betroffene Familien übergeben werden.

Laut einem US-Geheimdienstbericht fälscht China seine Zahlen. Hinter dieser Einschätzung mögen handfeste amerikanische Eigeninteressen stehen. Doch es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Diktatur in China es zurzeit besonders schwierig macht, ihre Aussagen zu überprüfen. Kürzlich wurden erneut Journalisten mehrerer führenden amerikanischer Zeitungen des Landes verwiesen. Es mehren sich Berichte über chinesische Blogger, die spurlos verschwunden sind, darunter auch einer, der als Kameramann für das ZDF gearbeitet hat.

Zu verbergen gibt es genug. Schon 2007 hatten Wissenschaftler aus Hongkong aus der Analyse der SARS-Pandemie von 2002/03 geschlussfolgert: „Das Vorhandensein eines großen Reservoirs von SARS-CoV-artigen Viren in Hufeisenfledermäusen in Verbindung mit dem Brauch in Südchina, exotische Tiere zu essen, ist eine Zeitbombe.“ Beim Entschärfen dieser Zeitbombe hat China versagt. Trotz wiederholter Warnungen von Wissenschaftlern blieb der Verkauf von Fledermäusen auf den südchinesischen Märkten erlaubt. Auf einem solchen Markt ist die Seuche ausgebrochen.

Und die Diktatur hatte ihren Anteil daran, dass daraus eine Pandemie wurde. Lokale Beamte meldeten Infektionen nicht nach Peking – aus Angst, weil schlechte Nachrichten dort nicht gern gesehen sind. Als die Führung von der Krankheit erfuhr, ließ sie die Weltgemeinschaft zunächst im Dunkeln. Als Wuhan schließlich sieben Wochen nach Entdeckung der Seuche abgeriegelt wurde, hatten bereits fünf Millionen Menschen die Stadt verlassen und damit den Keim für die weltweite Verbreitung gelegt.

Zugleich startete das Regime eine Desinformationskampagne. Der Verweis auf den Ursprung des Virus wurde als Rassismus gebrandmarkt. Derweil behauptete ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums, die US-Armee habe die Seuche in China verbreitet.

Selbstverständlich haben auch demokratische Staaten Fehler gemacht und zu spät reagiert. Aber für die globale Katastrophe ist die Diktatur mitverantwortlich. Ein Vorbild ist sie ganz sicher nicht.