„Wenn die Arbeit den ganzen Tag nur zäh und mit Systemabstürzen vonstatten geht, dann macht mich das jeden Tag langsam und nachhaltig wahnsinnig.“

Es ist schon ganz sinnvoll, wenn im Home-Office die Videokonferenzen nicht unbedingt in den Abendstunden stattfinden, dann dann bin ich im Wahn. Der Vormittag ist fürs digitale Meeting die bessere Zeit, dann da bin ich noch frisch, noch nicht drei Mal aus dem System geflogen und die leichte Zeitverzögerung des Remote-Desktops oder Terminalservers hat mich noch nicht in den nachhaltigen Wahnsinn getrieben.

Mit Wahnsinn ist es ja ein wenig wie mit Wut: Es gibt spontane intensive Ereignisse, die einen Menschen dazu bringen, sofort zu kippen. Dann brüllt man kurz und ist zwei Minuten später wieder entspannt. Und es gibt die nachhaltige Wut, die langsam entsteht und dann auch nur ebenso langsam wieder verzieht. Die nachhaltige Wut ist schlimmer. So ist es auch mit dem Wahnsinn.

Wenn die Arbeit den ganzen Tag nur zäh und mit Systemabstürzen vonstatten geht, dann macht mich das jeden Tag langsam und nachhaltig wahnsinnig. Kein Rausgehen, keine Pause mit den Kollegen beim Italiener, ich koche im eigenen Sud. Und so erwische ich mich dann, wie ich abends singe, was ich gerade tue, wie ich lautstark dem Mauszeiger mit Kinderbuch-Betonung die Welt erkläre oder andere Absonderlichkeiten auslebe – und das nicht nur fünf Minuten lang. Gut, wenn es nur die Freundin sieht und nicht auch die Kollegen. Auch gut: Sie ist noch bei mir und versichert glaubhaft, mich trotzdem zu achten.