„Da wird aus liebevollen Neckereien schnell ein handfester Beziehungsstreit.“

„Gute Tage können wir nicht ertragen, böse können wir nicht leiden!“
Martin Luther, Tischreden, 1570

Corona stellt alles auf den Kopf. Auch das häusliche Paarleben. Mal ehrlich! Vielleicht schwang ja in folgendem gut einstudierten Bedauern nicht selten ein Quäntchen Heuchelei mit: „Mein Schatz und ich arbeiten soooviel, dass wir uns daheim nur noch die Klinke in die Hand geben.“ Oder als Sie neulich ganz zauberhaft seufzten: „Wenn wir doch bloß mehr Zeit füreinander hätten...“ Voilà! Da haben Sie Ihre Gemeinsamzeit. Oder ist das nun doch zuviel des Guten?

Corona stellt alles auf den Kopf. Anderes Beispiel: Schöner Wohnen. Gerade noch waren Sie sehr verliebt in den offenen Wohnraum mit „viel Luft zum Atmen“. Heute wünschten Sie, ein Heinzelmännchentrupp möge nächtens viele, viele Wände in die sauteure loftähnliche Hütte ziehen. Wände mit Türen! Dann könnten Sie das „Bitte nicht stören, bin im Home-Office“-Schild, das seit Tagen schwer um Ihren Hals baumelt, endlich an die Klinke hängen. Dann hätten Sie mehr Ruhezeit als die wenigen winzigen Rückzugsmomente auf dem Klo.

Corona stellt alles auf den Kopf. Da wird aus liebevollen Neckereien schnell ein handfester Beziehungsstreit. Da liegen die Nerven blank... Ich verweise bei aufkommendem Lagerkoller im trauten Heim auf John Lennons Ratschlag: „Make Love, Not War!“