Noch ein weiterer Corona-Artikel? Keine Sorge: Hier werden jetzt keine Einschätzungen zur Pandemie folgen. Dafür gibt es Experten, die das besser können – etwa das Robert Koch-Institut oder der Charité-Virologe Christian Drosten im hervorragenden NDR-Podcast „Coronavirus Update“.

Stattdessen soll es um Satire gehen – oder das, was man beim ARD-Jugendprogramm „Funk“ darunter versteht. Nachdem man im WDR die Oma zur Umweltsau erklärte, freut sich in einem „Funk“-Video vom 11. März nun der Komiker Schlecky Silberstein über die Fairness des Coronavirus, weil es mit den Alten diejenigen treffe, die „diesen Planeten in den letzten fünfzig Jahren voll an die Wand gefahren“ hätten. Verrührt wird das Ganze mit ein bisschen Anti-Amerikanismus, plumper Kapitalismuskritik und der Hoffnung, dass es dem überfüllten Planeten mit weniger Bewohnern demnächst besser geht.

Wie gesagt, das soll Satire sein, und die darf ja bekanntlich alles. Allerdings sucht man den Witz in dem Video vergeblich. Vor allem aber ist es schlichtweg dumm. Denn die ihm zugrundeliegenden Annahmen sind größtenteils falsch.

Seit der britische Ökonom Thomas Malthus im Jahr 1798 berechnete, dass es mit steigender Weltbevölkerung unweigerlich zu massenhaften Hungersnöten kommen werde, ist der Mythos von der Überbevölkerung nicht totzukriegen. Derselben Erzählung folgten Paul Ehrlichs „Die Bevölkerungsbombe” von 1968 und „Die Grenzen des Wachstums” des Club of Rome von 1972. Die vulgarisierte und populäre Form der Weltsicht hinter diesen Büchern, die in Witzen über eine mit der Menschheit infizierte Erde zum Ausdruck kommt, ist so inhuman wie Malthus’ Gedanken zu den Überflüssigen, denen „die Natur gebietet (...) abzutreten”.

Vor allem aber kollidiert sie mit der Realität. Die Untergangspropheten lagen alle daneben. So lebten 1965 noch 60 Prozent aller Menschen in extremer Armut. Heute sind es etwa zehn Prozent. In der gleichen Zeit hat sich der Weizenertrag pro Hektar in Deutschland mehr als verdoppelt. Die globale Kindersterblichkeit liegt heute bei einem Drittel des Werts von 1965. Viele weitere Kennzahlen weisen in dieselbe Richtung, und zu verdanken ist diese erfreuliche Entwicklung auch der Generation, die unseren Planeten angeblich gegen die Wand gefahren hat.

Ja, es gibt Regionen, die aufgrund von Armut Probleme mit hohen Geburtenraten haben. Und ja, es gibt weiterhin drängende (Umwelt-)Probleme. Aber die Steinzeit ging nicht wegen eines Mangels an Steinen zu Ende. Denn anders als die Rohstoffe unserer Erde scheint der menschliche Einfallsreichtum unerschöpflich zu sein. In der satirischen Freude über eine tödliche Pandemie offenbart sich ein Weltbild, in dem Menschen vor allem als Esser und Ressourcenverbraucher eine Rolle spielen. Das scheint immerhin auch bei „Funk“ angekommen zu sein: Am Montag hat sich der Sender für das Video entschuldigt.