„Rechthaberei ist echt gefährlich.“

Verpönt ist in der Wortschatzkammer der bildungseifernd gereckte Zeigefinger. Ich finde: Wenn man das Glück hatte, etwa ein wenig Latein zu lernen, ist das noch lange kein Grund, das anderen Leuten immerzu höhnisch unter die Nase zu reiben.

Als meine Tochter nun aber mit Blick auf die bei milden Temperaturen bereits sprießenden Blümelein meinte „Schau mal, da sind ja schon die Kroki“ – da konnte ich nicht an mich halten. „Nein, das sind Krokusse und keine Kroki“, pflaumte ich und riskierte sogar noch einen Krokus-Jokus in eigener Sache: „Wir sind ja auch keine Liki, sondern Likusse!“

Eine tolle Szene für mich, oder? So eine nach dem alten Caesar-Motto „Ich kam, ich sah, ich siegte“ (veni, vidi, vici)? Leider nein. Die Mehrzahl „Krokusse“ ist zwar nicht falsch, aber „croci“ eben auch nicht. Im Lateinlexikon steht: „crocus, Plural: croci – Safran – vom griechischen Wort krókos.“ Tja, und da wir schon dabei sind: Safran ist keineswegs ein ganz anderes Gewächs. Es gehört zur selben Pflanzengattung der Schwertliliengewächse wie unser hübsches Frühlingsblümchen, zu dem man in der Schweiz übrigens „das Krokus“ sagt, in dem Land also, das mal eine Hardrock-Band namens „Krokus“ hervorgebracht hat, von der ein Kumpel mir einst sagte, ich müsse sie unbedingt hören, wozu es aber nie gekommen ist, weil...

Ach, ich glaube, das führt jetzt zu weit. Ich wollte doch nur, sozusagen durch die Blume, noch einmal festhalten: Rechthaberei ist echt gefährlich. Sogar im Frühling.