Ich habe es als gar nicht so uninteressant empfunden, von Staus, Baustellen und Falschfahrern in ganz anderen Gegenden zu hören.

Im Deutschlandfunk gibt es künftig nach den Nachrichten keine Verkehrsmeldungen mehr. Auf die Gefahr hin, mich der problematischen Kategorie „Zorniger alter Mann“ ein weiteres Stückchen anzunähern (vielleicht auch der Sonderausfertigung „Zorniger alter Mann, der zu bockig bzw. blöde ist, mit Technik umzugehen“), bekunde ich, dass ich diese Entscheidung bitter finde. Ja, ich weiß, dass die tollen Navis und/oder die superintelligenten Bordcomputer staumäßig immerzu auf dem Laufenden sind. Aber wie öde und wie selbstbezogen ist es denn, nur ans eigene Fortkommen zu denken? Ich habe es als gar nicht so uninteressant empfunden, von Staus, Baustellen und Falschfahrern in ganz anderen Gegenden zu hören. Ohne Mitleid oder Schadenfreude, auch außerhalb des Autos. Nebenher konnte man lernen, dass Deutschland nicht nur aus Berlin und München besteht.

„Zähfließender Verkehr auf der A6 bei Neckarsulm“: War ich da eigentlich schon mal? „Eine Ölspur auf der A9 in Höhe der Abfahrt Lederhose“: Haha, heißt wirklich so, ist aber in Thüringen und nicht in Bayern. „Acht Kilometer Stau auf der A46 bei Wuppertal-Varresbeck“: Hat nicht mein Solinger Schwager vor der letzten NRW-Landtagswahl behauptet, die SPD-geführte Regierung würde schon deshalb abgewählt, weil die Leute von den andauernden Staus so genervt seien, die sie jeden Tag als Symbol scheiternder Politik begriffen? Ja, hat er. Verkehr ist keine Nebensache. Guter, alter Deutschlandfunk, ich glaube, du hast dich verfahren!