Wer einen pinken Pulli fürs Mädchen kauft, bekommt einen pinken Pulli für die Puppe dazu.

Meine Lieblingspuppe hieß Uta. Ich bekam sie 1985 oder 1986 geschenkt, und sie war größer als mein einjähriger Bruder. Uta hatte keine Haare, keine Haare im eigentlichen Sinn. Ihr Haarschopf war aus Plastik, ihre Locken lediglich angedeutet. Das störte mich aber nicht die Bohne; ebenso wenig dass ich keine besonderen Kleidungsstücke für Uta hatte. Ich nahm einfach welche aus der Kommode meines Bruders. Ums Aussehen scherte ich mich nicht. Heutzutage ist das offenbar anders. Es wird mehr auf die Optik geachtet. Das stellte ich beim Klamotten-Kauf fest. In der Kinderabteilung fand ich einen Pulli für ein Mädchen mit einem weiteren kleineren Pulli am Kleiderbügel, der exakt so aussah wie der größere. Auf dem Etikett stand: „One for you, one for your doll.” Das heißt: „Ein Pulli ist fürs Mädchen, einer für die Puppe.“ Wer also einen pinken Pulli fürs Mädchen kauft, bekommt einen pinken Pulli für die Puppe dazu. Mädchen und Puppe im Partnerlook. Inklusive Einhörnern, Herzen, Regenbogen, Rosenranken. Und die Gleichberechtigung? Die bleibt auf der Strecke. Für Jungs gibt es keine identischen Puppenpullis. Das finde ich echt unfair!