Nehmen wir das Wort „Kalsarikännit“. Wie, kennen Sie nicht? Ist kein schlechtes Zeichen. Ich kannte es natürlich auch nicht.

Wie oft habe ich hier den in tausend Farben schillernden deutschen Wortschatz gepriesen! Trotzdem gebe ich zu: Manch ein Ausdruck anderer Sprachen ist so schneidig und prägnant, da tut sich jede Übersetzung schwer. Nehmen wir das Wort „Kalsarikännit“. Wie, kennen Sie nicht? Ist kein schlechtes Zeichen. Ich kannte es natürlich auch nicht, aber mein Kumpel E. (ich bleibe bei der Kurzform, man muss Stigmatisierungen im Keim ersticken) wies mich mit leuchtenden Augen darauf hin. „Gibt’s wirklich, das bringen nur die Finnen!“, rief er. Und nun? Sind Sie doch neugierig geworden, stimmt’s? Also: Wenn der Finne einen „Kalsarikännit“ macht, heißt das, dass er sich allein zu Hause in Unterwäsche betrinkt, ohne die Absicht, das Haus bald wieder zu verlassen. Nein, das ist kein Kneipenlatein bzw. -finnisch, „Kalsari“ heißt Unterhose und „Känni“ meint einen Schwips.

Aber angenommen, man wollte den Finnen nacheifern – wie würde man’s nennen? Beim „Chillen“, „Hartzen“ oder „Gammeln“ fehlt der Alkoholbezug, und weder „Dolce far niente“ noch „Sumpfen“ oder „Versacken“ erwecken das Bild der häuslichen Einsamkeit und der hier nun mal vorgeschriebenen Unterhose. Ja, ich glaube, nur im Zuge eines beherzten Selbstversuches könnte ich der rechten Übersetzung auf die Spur kommen. Ich besorge eine Kiste meines irischen Lieblingsbiers und ein paar Filme meines finnischen Lieblingsregisseurs – und dann geht er schon los, mein übler Kilkenny-Kaurismäki-Kalsarikännit. Hach, welch ein schönes Wort! Aber keine Angst: Beweisfotos behalte ich für mich.