Dies ist die gefühlt dreißigste meiner gefühlt dreihundert gefühligen Kolumnen, in denen ich meinen Überdruss bezüglich bestimmter Redewendungen bekunde. Heute geht es mir um das Wort „gefühlt…“ als Vorbereitung einer subjektiv zugespitzten Aussage.

Dagegen ist ja auch an sich nichts zu sagen – es sei denn, man fühlt, nein: hört es in gefühlt jedem dritten Satz. Jüngst äußerte eine deutsche WM-Fußballerin vor dem Gruppenspiel gegen Südafrika sogar die Erwartung, die Gegenspielerinnen würden den deutschen Frauen „gefühlt auf den Füßen stehen“. Kennen Sie das auch, liebe Leserinnen und Leser, dieses Gefühl, dass Ihnen jemand gefühlt auf den Füßen steht und von dort aus gefühlt auf den Zahn fühlt?

Dagegen sagte die Trainerin des deutschen Teams, Martina Voss-Tecklenburg, vor demselben Match einen Satz, den ich gefühlt zum ersten Mal gelesen habe: „Jetzt haben wir es selbst in den Füßen, wir können durchatmen.“

Puh. Dass die Aussage mit dem einst vom Großonkel gestöhnten Satz „Oh, ich hab‘s heute wieder in den Füßen“ nichts zu tun hat, habe ich nach zweimaligem Lesen samt ausführlichem Durchatmen übrigens auch verstanden. Man fragt sich eh, ob das alles Fuß und Hand hat, was man so sagt. Gefühlt: nein.