Was mich als Wortschatzkammerjäger auf den Plan ruft, ist die üble Tendenz von Redewendungen, in denen Insekten vorkommen.

Das Insektensterben soll hier nicht veralbert werden. Es ist wohl wirklich ein echtes Problem – selbst wenn die vielfach berichtete Autofahrer-Beobachtung, dass früher viel mehr tote Viecher auf Windschutzscheiben klebten, sicher auch von der Form und dem Material der Scheiben abhängt. Was mich als Wortschatzkammerjäger auf den Plan ruft, ist die üble Tendenz von Redewendungen, in denen Insekten vorkommen. Wenn nach Familienbesuchen das Wort „Heuschrecken“ fällt, wenn „Zecken“, „Schnaken“, „Schaben“ oder ein sich „anwanzender“ Kerl erwähnt werden, ist es nie nett gemeint. Auch als Paul von Hindenburg beim ersten Besuch der alten Kaiserstadt Goslar sagte „Scheint ja ein richtiges Lausenest zu sein“, war das – wenn es denn stimmt – arg unhöflich. Und selbst der viel geliebte „Flohmarkt“ trägt einen Namen, der ursprünglich abwertend aufs Übermaß an Ungeziefer in alten Klamotten hinwies.

Doch halt, gibt es nicht doch eine Ausnahme? Was ist mit der Grille, nicht die zirpende, sondern die im Kopf, die einen netten Spleen bezeichnet, eine originelle Eigenart? Nein, wieder nichts. Wenn das Lexikon Recht hat, geht der Ausdruck auf einen Eigennamen zurück, genauer: auf die grotesken Zeichnungen, die einst ein Ägypter namens „Gryllos“ angeregt hat. Bleibt also nur der folgende Wortschatzkammerjägerappell: Respekt vor Insekten darf vor der Sprache nicht Halt machen! Wenn Sie mich also bald „Lausebengel“ oder „Schmeißfliege“ nennen, dann ist das in Ordnung. Dann schwirre ich fröhlich weiter.