Immer, wenn es Knatsch gab – also oft – gab meine Grundschulkameradin Beleidigungen eins zu eins zurück.

Mit meiner Grundschulkameradin A. war es eher anstrengend. Immer, wenn es Knatsch gab – also oft – gab sie Beleidigungen eins zu eins zurück, ergänzt lediglich um ein patzig einleitendes „Selber…!“ Das ging dann ungefähr so: „Du bist doof!“ „Selber doof!“ „Dumme Kuh!“ „Selber Kuh!“ Wir waren uns sogar sicher, dass es ihr nicht gelungen wäre, den „Selber…“-Reflex zu unterdrücken, wenn mal jemand gesagt hätte, sie sei eigentlich doch ganz nett. „Selber nett!“, das wär’s gewesen…

Diese Erinnerungen und außerdem die Frage, ob sich diese Dialogform unter Grundschülern erhalten haben mag, stiegen in mir auf, als ich nun die Ansetzung einer Eishockey-Oberliga-Partie las. Bei den „Hannover Indians“ (Uff!) waren nämlich zu Gast (ach, A., wenn Du das lesen würdest!) die…jawohl: „Selber Wölfe“.

Wie? Ja, ich habe gleich nachgeschaut. Selb, Stadt in Oberfranken, Kreis Wunsiedel, Fichtelgebirge, tolle Eishockeytradition, siegreich jetzt übrigens auch in Hannover. Bekannteste Söhne der Stadt sind aber keine Kufenflitzer, sondern der Mobilcom-Gründer Gerhard Schmid, der Kabarettist Richard Rogler und der RAF-Terrorist Siegfried Hausner. Das sind, soweit ich das beurteilen kann, drei grundverschiedene Männer, die allerdings gemeinsam haben, dass sie einander auf die Frage „Wie, du bist aus Selb?“ zurecht eine Antwort hätten geben können, die ich im Sinne meiner kratzbürstigen Mitschülerin hier mal als A.-Apotheose bezeichnen möchte: „Selber Selber!“