Unsere Botschaft ist heute nämlich die: Egel sind nicht egal.

Auf die Frage, was sie an Deutschland toll finde, gab die italienische Studentin Francesca einst eine schöne Antwort. Sie schätze große deutschen Philosophen, sagte sie in heiligem Ernst, vor allem „Egel“ und „Eidegger“.

Ob ich mich hier über „H“-Ausspracheprobleme lustig mache? Nein, das wäre an den Aaren erbeigezogen. Zumal Egel, die kleinen Flegel, sowieso ein großes Thema sind. Nicht nur in Tegel. Unsere Botschaft ist heute nämlich die: Egel sind nicht egal. Deshalb kommen wir nochmal auf die egelhafte Fundsache am Harburger Bahnhof zurück. Ende Februar wurde dort ein Wasserglas abgegeben, an dessen Rand zwei Blutegel klebten. Erstaunlich, oder? Noch erstaunlicher finde ich allerdings die Ringelwürmer selbst: Wussten Sie, dass Egel fünf Augenpaare haben, drei Kiefer und irre scharfe Zähnchen? Und gefräßig sind die, Bloody Hell! Ein Egel kann die zehnfache Menge seines Körpergewichts an Nahrung aufnehmen, wobei die, nun ja, sehr einseitig ist. Wenn er singen könnte, würde er’s mit einem alten Udo-Lindenberg-Hit auf den Punkt bringen: „Es gibt nur ein Getränk, das find’ ich gut – und das ist Blut.“

Übrigens wurden die Harburger Egel tatsächlich ins Tierheim gebracht. Das ist ethisch vollauf angemessen. Warum sollen immer nur süße Streicheltierchen gehegt und gepflegt werden? So wacker wie blutrünstig hat sich der Egel jahrhundertelang in den Dienst der Medizin gestellt, da können wir Menschen uns mal revanchieren. Ach, wir Menschen, wer sind wir überhaupt? „Der Mensch ist der Nachbar des Seins.“ Sie ahnen, wer das gesagt hat? Nicht Egel, sondern Eidegger. Und Arald ergänzt: Ein Nachbar des Nachbarn des Seins, das ist nun mal der Egel.