Es kommen einem die gut geölten Floskeln aus den stetig gehöhlten Ohren raus.

Der stete Tropfen höhlt den Stein. Diese Redensart gilt auch für Redensarten. Manchmal geht es uns doch allen so: Es kommen einem die gut geölten Floskeln aus den stetig gehöhlten Ohren raus. Am Sonntag im Büro las ich – vielleicht etwas neidisch? – von den Wintersportfreuden im Oberharz. Der erste Satz des Artikels lautete: „Ski und Rodel gut.“

Puh. Wie hoch ist der Brocken? 1141,2 Meter. Also sagen wir, dass ich die Wendung jetzt 1141,2 Mal gelesen habe. So meckerte ich also vor mich hin – und mag dazu beigetragen haben, dass ein Kollege, einen anderen Text vor der Nase, einfiel: „Oh nein, hier steht wieder ,Der Fisch stinkt vom Kopf’, das wird so oft geschrieben – ich behaupte jetzt einfach mal, dass das gar nicht stimmt. Fische stinken gar nicht vom Kopf – Punkt!“

Nun muss man wissen: Der Kollege ist Angler. Kennt sich aus mit Fischen. Hat er etwa Recht? Das „Hamburger Abendblatt“, auch so eine Zeitung, die zu mehr gut ist, als nur Fisch darin einzuwickeln, wollte das mal genauer wissen und hat Dr. Hartmut Rehbein gefragt, einen Chemiker vom zuständigen Max-Rubner-Institut. Ergebnis: Die Redensart stimmt. „Ein toter Fisch stinkt tatsächlich zuerst am Kopf“, sagt Rehbein. Begründung: Die Kiemen seien Mikroorganismen am leichtesten zugänglich.

Nun sagt mein Kollege, dass ihm das mit den Kiemen natürlich auch klar gewesen sei. Gehören die Kiemen aber wirklich zum „Kopf“? Ich weiß das nicht, schlage jedoch (unter Umgehung des Wortes „Anglerlatein“) ein anderes Fazit vor: Ski und Rodel egal, Spruch und Phrase immer gut. Und manch einer geschenkten Redensart schaut man besser auf die Kiemen.