Ja, es kommt immer darauf an, wer wie wem welche tierische Metapher ans Revers heftet.

Stört es Sie, wenn ich Sie als „Ratte“ bezeichne? Schon, oder? „Leseratten“ sind wir hingegen gern. Auch „Sau“ möchte man nicht genannt werden, wohingegen sich meine Tochter neulich geschmeichelt fühlte, als ihr die ersten beherzten Skifahr-Versuche das Kompliment „Du bist ja eine Pistensau“ eintrugen. Oder man denke an den im Grunde respektvollsten Satz, den ein Bayer über einen abgebrühten Gegner zu sagen weiß: „A Hund is a scho…“

Ja, es kommt immer darauf an, wer wie wem welche tierische Metapher ans Revers heftet. Und mir jedenfalls kam es neulich zu streng vor, als der Ombudsrat dieser Zeitung unseren Kulturredakteur schmallippig dafür tadelte, dass er eine, nun ja: sehr erfahrene Schauspielerin als „altbewährtes Bühnenschlachtross“ bezeichnet hatte. „Bühnenschlachtross“ – das ist gar nicht beleidigend. Da schwingt viel Anerkennung mit. Derlei sagt man nicht über Kreti und Pleti, sondern eher über Kohl oder Kinski.

Kohl? Jawohl. Man erinnere sich, wie Angela Merkel vor bald zwanzig Jahren in der CDU an die Macht kam: Sie schrieb, die Partei müsse lernen, „ohne ihr altes Schlachtross, wie Helmut Kohl sich oft selbst gerne genannt hat, den Kampf mit dem politischen Gegner aufzunehmen“. Rumms! Aber ja, werter Ombudsrat, so ist das auf den Schlachtfeldern des Theaters und der großen Politik: Da muss es auch mal kesseln.